Brixton Crossfire 500
Brixton Crossfire 500 (© Brixton)
Branche 23 Bilder

EICMA 2019: Solide Basisarbeit, Feuer in der Nische
07.11.2019

Während die Volumenhersteller auf der Motorradmesse EICMA in Mailand (noch bis 10. November) vornehmlich mit solider, Euro 5-getriebener Basisarbeit überzeugten und eher mit Evolution statt Revolution innerhalb ihrer bestehenden Paletten auffielen, war bei den Nischenanbietern einmal mehr mächtig Feuer im Kessel. Und natürlich gab’s wieder etliche Ausrufezeichen im Segment elektromobiles Zweirad. Ein Streifzug in Wort und Bild durch die Messehallen.

Brixton, Malaguti
Die österreichische KSR-Gruppe zieht, was ihre neuen und wiederbelebten Zweiradmarken angeht, mächtig am Kabel. In Sachen Brixton stellten die Österreicher erstmals ihre neue Baureihe Crossfire vor, die im eigenen Haus konzipiert und designt wurde und mit brandneuen Zwei-Zylinder-Motoren mit 486 Kubikzentimetern Hubraum, 48 PS (35 kW) Leistung und einer schlanken, progressiven Silhouette vorfährt. Eine Markteinführung ist, so war zu hören, für das zweite Quartal 2020 geplant. Überdies gibt es ab kommendem Jahr eine Reihe neuer 125er-Modelle, die im Wesentlichen auf den bestehenden Modellen aufbauen. Mit dem ersten wassergekühlten Leichtkraftrad, der Crossfire 125, soll es aber auch einen echten technologischen Neuzugang geben.

Auch bei Malaguti geht es weiter: Die bislang in der Achtelliterklasse startenden Modelle Dune, XSM, XTM und RST soll es laut KSR bald auch mit einem 250-Kubik-Motor geben, überdies gen Ende 2020 eine Elektrovariante der RST. Jetzt schon real ist eine weitere 125er, die in Mailand debütierte: Die Monte Pro, die ebenfalls um das bewährte, leistungsstarke Piaggio-Lizenztriebwerk herum aufgebaut wurde.

Neue Naked Bikes
Das Genre Naked Bike, das beispielsweise in Deutschland aktuell mehr als ein Viertel der gesamten Kraftrad-Neuzulassungen auf sich vereint, erfuhr in Mailand prominente Neuzugänge. BMW Motorrad beispielsweise enthüllte in Mailand mit der F 900 R einen überaus gelungen gezeichneten und konfigurierten F-800-R-Nachfolger, der im Kern auf den Zweizylinder-Reihenmotor aus der GS-Fraktion innerhalb des F-Universums der Münchner setzt.

Die beiden mächtigsten Neuzugänge im nackten Genre, Kawasakis Kompressor-Dampfer Z H2 und Ducatis Streetfighter V4 waren bereits im Vorfeld der EICMA präsentiert worden, während KTM die Mailänder Bühne nutzte, um erstmals die 890 Duke R ins Rampenlicht zu schieben, ein zweizylindriger Neuzugang im wachsenden Mittelklassefeld der Mattighofener.

Auf Zweizylinder-Reihenmotoren und keinerlei Verkleidungs-Brimborium setzen auch drei überaus interessante und optisch sehr gelungene Neumodelle von Nischen-Anbietern, die auf der EICMA zum ersten Mal zu sehen waren: Die 700 CL-X von CF Moto und die beiden Benelli-Neuzugänge 752 S und Leoncino 800. Auch von Moto Morini, das seit Kurzem in chinesischer Hand ist, war der Prototyp einer nackten, zweizylindrigen 650er zu sehen, die – ebenso wie ein Adventuremodell – schon serienreif im Licht standen.

Spektakulär auch ein streetfightender Erstaufschlag im Lager von Harley-Davidson: Die Bronx wird vermutlich Ende 2020 im Handel vorfahren, dann mit einem neuen, flüssigkeitsgekühlten V2 mit 975 Kubikzentimetern Hubraum.

Supersportlich
Das Segment Supersport fuhr in diesem Jahr – zumindest gefühlt – etwas im Schatten des Breitensports, zwei Neuzugänge sind aber durchaus erwähnenswert. Der erste kommt von Aprilia in Gestalt der brandneuen, umfänglich ausgestatteten, auf einen 100-PS-Reihenzweizylinder setzenden RS 660, der andere von Honda, das zwei für den Rennstreckeneinsatz optimierte Versionen der Fireblade mit dem sperrigen Namen CBR1000RR-R Fireblade und CBR1000RR-R Fireblade SP zeigte.

Roller, Roller, Roller
Rollerland Italien: Diesem Status wird die EICMA auch dieses Jahr vollauf gerecht – weil eben die betreffenden Anbieter die Ärmel hochgekrempelt und viel frisches Material aufgefahren haben. Honda stellt mit den – bis auf den Hubraum – im Kern baugleichen Großradrollern SH 125i und SH 150i seit Jahren die Bestseller in Italien, und in diesem Jahr fuhren die beiden Scooter grundlegend durchrenoviert vor, zudem verbrauchsoptimiert und mit spritziger antretendem Motor.

Die Honda-SH-Pendants vom heimischen Anbieter Piaggio, der Medley in den Ausbaustufen 125 und 150, zeigten sich in Mailand ebenfalls von einer ganz frischen, neu durchgestylten und technisch optimierten Seite. Auch vom größeren Beverly ließ der Hersteller auf der EICMA frische Versionen vom Stapel, darunter als neue Top-Version den Beverly 350 Tourer.

Für Yamaha ist Italien ebenfalls ein wichtiger Roller-Absatzmarkt und das Flaggschiff TMax eine Kernkomponente im Sortiment. Klar, dass man Mailand als Bühne wählte, um die neuesten Versionen des mächtigen Kraftrollers zu enthüllen: Den TMax 560 und seinen supersportlichen Bruder TMax 560 TechMax. Beide fahren mit viel Ausstattung, in neuem Kleid und mit einem neuen, hubraum- und leistungsstärkeren Zweizylinder vor. Auf mehr Hubraum setzt Yamaha auch beim Dreiradroller Tricity, der erstmals mit 300-Kubikzentimeter-Motor vorfährt.

Der chinesische Hersteller SYM (Sanyang Motor), der in Deutschland eher ein Schattendasein führt, stellte in Mailand die beiden neuen Kraftroller Maxsym 600 TL und Maxsym 400 vor, daneben eine Auffrischung des Großradrollers Symphony und ein Nachfolgemodell für den Retro-Scooter Fiddle.

Auch das Sortiment der einstigen Kult-Rollermarke Lambretta erfährt in Bälde Zuwachs: In Gestalt der in Mailand als Prototyp gezeigten G 325 Spezial, zu der noch keine technischen Details genannt wurden, die aber – wie ihre bereits fahrenden kleineren Brüder – ganz offensichtlich dem technischen Konzept des Stahl-Monocoques treu bleibt. Auch an einem Elektroroller arbeitet die Marke mit Hochdruck, war zu hören.

Vespa hielt sich mit Neuheiten in Mailand weitgehend bedeckt, lediglich neue Farbversionen von Sprint, GTS Super und Primavera waren zu entdecken.

Adventure reloaded
Das beliebte und in den vergangenen Jahren beinahe explosiv gewachsene Adventure-Segment erfuhr in Mailand gezielte Neu-Impulse. Honda etwa zeigte erstmals live auf der Bühne die bereits im Vorfeld der Messe vorgestellte CRF 1100 L Africa Twin in den verschiedenen Versionen. Und auch Harley-Davidson gab sich wagemutig und stellte einen serienreif wirkenden Prototypen eines mächtigen Adventure-Bikes namens Pan America vor, die – wie BMWs Flaggschiff GS – auf 1.250 Kubikzentimeter Hubraum in zwei Zylindern setzt.

Sporttourer 2020
Sportliche Tourenmotorräder sind nicht nur in Deutschland eine beliebte Zweiradspezies, entsprechend gut und teilweise neu aufgestellt zeigten sich die Hersteller in Mailand. Die wichtigsten Präsentationen kamen in Gestalt folgender neuer Modelle: BMW S 1000 XR und BMW F 900 XR, KTM 1290 Super Duke R, Yamaha Tracer 700.

Elektrisierende Bikes und Roller
Auch wenn sich der Zuspruch des europäischen Verbrauchers (noch) in Grenzen hält: Die Entwickler in den einschlägigen Motorrad- und Rollerhäusern überbieten sich mit immer neuen Elektro-Modellen. Auch in Mailand war viel davon zu sehen. Die nach Meinung vieler Fachbesucher wohl spektakulärste Neuerscheinung kam in diesem Jahr von Kymco. Mit der RevoNEX enthüllten die Taiwanesen ein bildschön gezeichnetes Naked Bike, das auf moderne Fahrwerks- und Chassistechnik setzt, mehr als 200 km/h schnell sein und mit akkustischer Soundunterstützung unterwegs sein soll – nach Plänen des Herstellers ab 2021 auch in Europa. Ebenfalls von Kymco vorgestellt wurde ein neuer E-Roller namens i-One DX, der auf das hauseigene Akku-Tauschsystem Ionex setzt und in der 125er-Klasse an den Start gehen soll.

Während Vespa in Mailand eine schnellere und leistungsstärkere „125er“-Version seines E-Modells Elettrica ankündigte, zeigte SYM einen für Lieferdienste und den Flotteneinsatz optimierten Elektroroller namens eX’Pro. Auch von Anbietern wie Ottobike oder Vmoto gab es interessante E-Fahrzeuge zu sehen.

Tags

Bleiben Sie auf dem Laufenden!

Newsletter
RSS Feed

Abo

Sie möchten die World of Bike abonnieren? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.

Aktuelle Ausgabe: 03/24