Wirtschaftsverbände fordern ein Ende der Zollstreitigkeiten zwischen der EU und den USA.
Wirtschaftsverbände fordern ein Ende der Zollstreitigkeiten zwischen der EU und den USA. (© WoB)
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Europäische und US-Verbände springen Harley im Zollstreit bei
29.04.2021

Koalition aus europäischen und US-Wirtschaftsverbänden plädiert für eine Aussetzung von „Vergeltungszöllen“, von denen etwa der US-Hersteller Harley-Davidson ab Juni in besonderem Maße betroffen wäre.

Eine Koalition aus 88 europäischen und amerikanischen Wirtschaftsverbänden hat sich in einem Schreiben an die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, und an US-Präsident Joe Biden gewandt, um sich für eine Aussetzung aktueller und künftiger Vergeltungszölle auszusprechen, die im Rahmen der laufenden Handelsstreitigkeiten zwischen der EU und den USA sogenannte nicht miteinander verbundene Sektoren treffen. Das teilten jetzt der europäische Zweiradindustrie-Verband ACEM (Association des Constructeurs Européens de Motocycles) und ihr US-Pendant USMMA (United States Motorcycle Manufacturers Association) in einer gemeinsamen Erklärung mit. Man schließe sich der Aufforderung an die europäischen Behörden und die US-Regierung an, „ihre Differenzen zu lösen, ohne die Motorradindustrie übermäßig zu beeinträchtigen“, hieß es von den Zweirad-Interessenvertretungen. Vor kurzem war bekannt geworden, dass insbesondere der US-Hersteller Harley-Davidson in besonderem Maße von den aus der Ära Trump stammenden Handelsunstimmigkeiten betroffen wäre – weil die EU ab 1. Juni 2021 einen Zolltarif von 56 Prozent auf alle Waren mit dem Harley-Label erheben wollte, egal wo sie produziert wurden.

Die Industrie appelliert nun erneut an die Politik in beiden Wirtschaftsräumen, „die Differenzen im Handelsstreit um Stahl und Aluminium im Vorfeld des 1. Juni und der Anwendung weiterer EU-Vergeltungsmaßnahmen zu überwinden, um noch mehr Kollateralschäden in nicht verwandten Sektoren zu vermeiden“. Letztlich wünsche man sich eine Rückkehr zu einer „positiven, sich gegenseitig belohnenden transatlantischen Beziehung“, die das Wirtschaftswachstum unterstütze und den Herstellern, ihren Vertriebspartnern, Importeuren und Verbrauchern sowie allen damit verbundenen Sektoren zugute komme.

Die beiden Spitzenverbände ACEM und USMMA schließen sich nach eigenem Bekunden diesem Aufruf auch deshalb explizit an, da der Motorradsektor in den vergangenen Jahren wiederholt und zu Unrecht zur Zielscheibe der Handelseskalation zwischen der EU und den USA geworden sei. Insbesondere US-Motorräder seien stark von den EU-Maßnahmen betroffen, die als Reaktion auf die Entscheidung der USA zum Einsatz gekommen seien. Gemäß einer EU-Verordnung aus dem Jahr 2018 ist eine ganze Reihe von US-Produkten, darunter auch Motorräder mit einem Hubraum von mehr als 500 Kubikzentimetern, seit dem 1. Juni 2018 bei der Einfuhr in die EU mit zusätzlichen Zöllen belegt. Im Falle von Harley-Davidson betrug der Zoll-Zusatztarif 25 Prozent, ab 1. Juni 2021 soll er laut geltender Beschlusslage auf 50 Prozent steigen.

„Diese Entwicklung bestätigt die Dringlichkeit, alle zusätzlichen Zölle auf unverbundene Sektoren auszusetzen, um schädliche Eskalationen zu vermeiden. Wir fordern die Europäische Kommission und die neue US-Regierung auf, einen positiven transatlantischen Handelsdialog wieder aufzunehmen. Wir setzen uns weiterhin mit Nachdruck dafür ein, dass beide Parteien zur Vernunft zurückkehren und eine Lösung finden“, so ACEM-Generalsekretär Antonio Perlot.

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