Harley-Davidson bekommt aktuell mächtig Gegenwind von der EU in Sachen Einfuhrzölle.
Harley-Davidson bekommt aktuell mächtig Gegenwind von der EU in Sachen Einfuhrzölle. (© Harley-Davidson)
Branche

Harley-Davidson im Zollstreit mit der EU
22.04.2021

Der Handel zwischen den USA und Europa ist seit der Ära Trump in schwieriges Fahrwasser geraten. Der US-Hersteller Harley-Davidson bekommt das aktuell deutlich zu spüren. Es drohen hohe Einfuhrzölle in die EU.

Die Nachricht, die unlängst im Headquarter des US-Herstellers Harley-Davidson eintrudelte, stammte vom belgischen Wirtschaftsministerium, eigentlicher Absender aber war die Europäische Union. Die ließ wissen, dass man dem Hersteller mit Wirkung vom 19. April 2021 an die sogenannte Binding Origin Information (BOI) entziehen werde. Die BOI ist ein innerhalb des gesamten EU-Wirtschaftsraums rechtsverbindlicher Herkunftsnachweis über die gehandelte Ware – und bestimmt die im Zusammenhang mit der Einfuhr zu erhebenden Zölle. Seit 2019 hatte Harley nach eigenen Angaben mit dieser BOI-Zulassung gearbeitet, die es dem Unternehmen erlaubte, Motorräder und Zubehörteile, die nicht in den USA hergestellt wurden, zu einem Zolltarif von sechs Prozent in die EU einzuführen. Für Bikes und anderes Zubehör, das allerdings aus Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten stammten, erhob die EU seit 2018 einen Zusatzzoll von 25 Prozent, was den tatsächlich zu errichten Gesamtzoll-Tarif auf 31 Prozent anschwellen ließ. Doch damit nicht genug: Wie die EU Harley wissen ließ, verdoppele sich ab 1. Juni 2021 dieser Zusatzzoll, wodurch der Gesamtzoll dann auf 56 Prozent klettere – und zwar für alle Waren mit dem Harley-Label, egal wo sie produziert wurden.

Harley-Davidson indes will den EU-Entscheid nicht kampflos hinnehmen und kündigte an, rechtlich dagegen vorgehen zu wollen. Ein Beweggrund für Harley ist ganz offensichtlich das Momentum Gleichbehandlung im Wettbewerb. Denn schließlich würden, so der US-Hersteller, europäische OEMs, darunter auch Motorradhersteller, weiterhin mit deutlich niedrigeren Importzöllen operieren, wenn sie in die USA lieferten. Für Bikes bis 800 Kubik würden für sie 1,2 Prozent Zoll fällig, für Produkte über 800 Kubik 2,4 Prozent, heißt es aus Milwaukee.

Jochen Zeitz, der deutsche Chairman, President und CEO von Harley-Davidson, hat zum Themenkomplex eine klare Meinung. „Dies ist eine beispiellose Situation und unterstreicht den sehr realen Schaden eines eskalierenden Handelskrieges für unsere Stakeholder auf beiden Seiten des Atlantiks“, so Zeitz, der die potenziellen Auswirkungen des jüngsten EU-Entscheids „auf unsere Produktion, unsere Geschäftstätigkeit und unsere allgemeine Wettbewerbsfähigkeit in Europa“ als erheblich einschätzt. Die Zollpläne der EU widersprächen, wenn sie umgesetzt würden, allen Vorstellungen von freiem Handel.

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