ADAC testet E-Leichtkraftroller: Ein Spanier ganz vorn
26.06.2020
Das Feld der Elektroroller wächst stetig – und zwar nicht nur in der Moped-Klasse (25/45 km/h), sondern auch bei solchen, für die man den Führerschein A1 braucht. Der ADAC hat sechs solcher Leichtkraft-Elektriker unter die Lupe genommen.
Sie machen sich im – wie es so schön neudeutsch heißt – „urbanen Umfeld“ breit wie nie, sind Grundlage für etliche Sharing-Modelle, wie sie in keiner modernen Großstadt mehr fehlen dürfen – und erobern zunehmend auch die Garagen und Stellplätze von Otto Normal. Gemeint sind Roller mit Elektromotor, die gerade im hoch verdichteten Stadtverkehr ihre Vorzüge – Wendigkeit, leichtes Handling, Geräuscharmut, Parkplatzgarantie – famos auszuspielen vermögen. Portable Akkus, gepaart mit immer tauglicheren Reichweiten, lassen den Nutzwert solcher Gefährte weiter steigen – und treiben die Verkaufszahlen. Grund genug für den ADAC, mal genauer hinzuschauen. Fünf Modelle, die mit der Führerscheinklasse A1 („125 ccm“) gefahren werden dürfen, hat der Mobilitätsclub unter die Lupe genommen. Dabei standen nach eigenen Angaben besonders die Themen Alltagstauglichkeit, Ergonomie, Antrieb und Fahreigenschaften im Fokus. Als erfreulich werteten die Tester: Kein Roller sei durchgefallen. Allerdings habe auch kein Modell die Bestnote „sehr gut“ erzielt. Zwei der getesteten Roller schnitten demnach mit „befriedigend“ ab, drei bekamen die Wertung „gut“.
Zum Testsieger kürten die ADAC-Juroren das neueste Modell im untersuchten Fuhrpark: Den S01 des spanischen Anbieters Silence (Note 2,2). Das 6.490 Euro teure Fahrzeug, das demnächst auch unter dem Label und im Händlernetz von Seat an den Start gehen wird, habe vor allem durch seine durchdachte Konzeption überzeugt. Der große Akku des Silence-Rollers, der für eine ordentliche Reichweite von 90 Kilometern sorge, könne einfach ausgebaut und transportiert werden. Nach dem Herausnehmen werde der Akku zum Trolley und lasse sich bequem zum Laden in Haus oder Wohnung ziehen. Der beste Bremsweg und gute Ergebnisse bei Beschleunigung und Reichweite sowie Stauraum unter der Sitzbank für zwei Helme hätten für gute Noten in allen Testbereichen gesorgt, lautete das ADAC-Urteil. Auf einem gemeinsamen zweiten Rang mit der Note 2,5 folgten demnach die Schwalbe von Govecs und die Vespa Elettrica von Piaggio – beide ähnlich eingepreist wie der Testsieger. Damit landeten die drei teuersten Modelle im Test auch auf den drei vorderen Rängen zu.
Die Vespa allerdings enttäuschte die Tester nach eigenen Angaben durch ihre „mäßige“ Höchstgeschwindigkeit von 67 km/h und eine „äußerst träge“ Beschleunigung. Abgesehen von der allenfalls durchschnittlichen Reichweite (68 km) und dem fest verbauten Akku habe die elektrische Vespa aber mit ihren Fahreigenschaften und ihrem Komfort überzeugt. Die Schwalbe von Govecs indes bot den Testern zufolge die besten Fahrleistungen, ein ausgewogenes Fahrwerk und als einziger Roller im Test zumindest optional ein Antiblockiersystem. Gerade beim Bremsweg aber habe der Testroller ohne ABS gepatzt: Mit 12,3 Metern aus 50 km/h war er laut ADAC der schlechteste im Testfeld. Auch der hohe Stromverbrauch sei negativ ins Gewicht gefallen: Der Akku habe lediglich für 67 Kilometer gereicht.
Der laut ADAC in Deutschland meistverkaufte E-Roller, der NIU NQi GT (Note 2,7), konnte sich nur den vierten Testrang sichern. Eine unbequeme Sitzposition, die lange Ladedauer (9,2 Stunden bis zur Vollladung) sowie der geringe Stauraum fielen den Testern negativ auf. Letzter im Vergleich, mit deutlichem Abstand, war der Uranus R von Trinity. Der optionale zweite Akku habe zwar neben dem Preis auch die Reichweite gesteigert, doch Mankos wie eine schwache Scheinwerferausleuchtung, ein schlecht ablesbares Display und die längsten Ladezeiten habe er nicht ausgleichen können, schreibt der ADAC. Das Ergebnis: Note 3,3.