Test Crossover-Reifen „Mutant“ von Dunlop: Der Musterknabe
06.07.2020
Das Wichtigste vorweg: Der „Mutant“, eine echte Neuentwicklung von Dunlop, ist ein wahrer Musterknabe. Wir erlebten in unserem Test einen hochfunktionalen, bestens performenden Reifen mit hohem positiven Erlebnis- und Emotionspotenzial. Kurz: Einen Pneu, der Beachtung verdient.
Den BMW-Händler unseres Vertrauens ließ das Thema erst einmal kalt. Als wir den Testreifensatz des neuen Modells „Mutant“ von Dunlop auf unseren Dauerbegleiter R nineT Urban GS montieren ließen, hielten sich sowohl die Neugier auf den gänzlich neuen Pneu-Typus als auch spontane Äußerungen zum Hersteller in engsten Grenzen. Derlei Gleichgültigkeit, ja Desinteresse, mag ihren Grund haben, denn zugegeben: Im BMW-Lager ist man arg verwöhnt von den einschlägigen Gummi-Lieferanten. Doch auf diesem Weg können wir nur eine Botschaft rückvermitteln: Ignoranz ist gegenüber Dunlops „Mutant“ keineswegs angebracht – im Gegenteil. Er bewegt im wahrsten und besten Wortsinne.
Schon auf den ersten Metern mit dem frischen Gummi erlebten wir eine komplett andere Urban GS. Das Einlenkverhalten: Spontan bis spielerisch tänzelnd. Die Vorderhand fühlte sich beinahe fahrradartig schwerelos an. Kein Vergleich zum Unwillen, den der ab Werk montierte Originalreifen stets an den Tag legte und – so bikefreundlich die Witterungsbedingungen auch sein mochten – nie abzulegen vermochte. Auch die Eigendämpfung des „Mutant“ spielt in einer anderen Liga. Der „holzige“ Eindruck, den der OEM-Pneu regelmäßig hinterließ, war wie weggeblasen und einem ausgewogenen, beinahe butterweichen Abrollen gewichen.
Gripstark
Für die Straßen-Traktion des „Mutant“ dürfen wir ebenfalls die Bestnote vergeben: Rundherum tadellos. Für den exzellenten Nassgrip sei ein hoher Silica-Anteil verantwortlich, für die Bissfestigkeit im Trockenen sorgten wesentliche feinere Rußpartikel als bei jedem Vorgängermodell, verriet uns das Entwicklungsteam beim Hersteller. Mischungsverhältnis und Komponentenwahl geglückt, würden wir meinen.
Fahrstabil
Ein hohes Niveau zeigt der Mutant überdies beim Geradeauslauf und in der Kurvenstabilität. Verantwortlich dafür: Ein neuer, steiferer Karkassenaufbau. Nur ein Erlebensbeispiel aus der realen Anwendung: Spurrillen. Wo beim Werksreifen der Urban stets höchste Aufmerksamkeit geboten war, weil er jeder noch so kleinen Asphalterhebung gnadenlos hinterherlief, zieht der „Mutant“ unbeeindruckt seine Spur, bügelt kleine Verwerfungen souverän weg. Eine saubere Linie zu ziehen, gelingt mit dem „Mutant“ mühelos. Ein echter Genuss.
Immenses Potenzial
Das Potenzial für den von Dunlop als Crossover-Reifen eingestuften „Mutant“ – den ersten seiner Art – ist nach unserer Einschätzung riesig. Der Hersteller deckt mit dem bislang vorgelegten Größenspektrum (vier Vorderreifen-, drei Hinterradgrößen) beinahe alles an Modellen ab, was Europas Motorrad-Zulassungs-Top20 aktuell hergibt. Weitere Größen sollen folgen. Gerade diejenigen, die neben der reinen Leistung Wert auf ihren Auftritt, auf eine stimmige Balance in der Bike-Pneu-Optik bauen, könnte der maskuline, herb-rauhe Charme des „Mutant“ überzeugen. Die M+S-Kennzeichnung, die der Reifen überdies mitbringt, ist da beinahe nur noch eine Randnotiz.
Unser Fazit:
Wer seinen Scrambler, seine potente Reiseenduro, sein Naked-Bike, seinen Highspeed-Tourer à la BMW S 1000 XR, Yamaha Tracer oder Ducati Multistrada mit einem unter allen Wetter- und Straßenbedingungen ausgezeichnet funktionierenden, für alle Geschwindigkeitsbereiche (Speedindex W) ausgelegten, gerade bei Nässe bestens performenden Reifen ausrüsten möchte, der dazu noch eine authentische, offroadnahe Optik liefert, der ist mit dem „Mutant“ von Dunlop bestens bedient. Beide Daumen ganz hoch.