Schickes Minibike mit E-Antrieb: SFMs E-Roadster.
Schickes Minibike mit E-Antrieb: SFMs E-Roadster. (© World of Bike)
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SFM E-Roadster: Knuffiger Leisetreter
02.01.2020

SFM schickt selbstbewusst ein Elektromoped im Mini-Streetfighter-Look als „E-Roadster“ an den Start. Wir haben den Gernegroß ausführlich um die Ecke surren lassen.

Die Zweiradbranche hat den Titel „Roadster“ – von findigen Marketingexperten einstmals als Oberbegriff für zweisitzige, offene Pkw ersonnen – längst gekapert und zu einem der ihren gemacht. BMW etwa packt seine sämtlichen Naked Bikes unter diesen Begriff, Triumph schickt seine nackten Triples unter diesem Label ins Rennen, bei Harley taucht es sogar prominent in der Modellbezeichnung auf. Und jetzt hat auch Nischenhersteller SFM Bikes das Prädikat „Roadster“ für sich entdeckt und ein gleichnamiges E-Moped auf die Räder gestellt.

Was uns als Erstes auffiel: SFMs E-Roadster erfüllt ein Versprechen mustergültig, das die Elektromobilität zwar gerne macht, nach unserer Erfahrung aber nur selten auch wirklich einlöst: Nämlich extrem leise zu fahren. Beim Streetfighterchen bleibt der Hinterradnabenmotor bei allen Belastungszuständen in einem kaum hörbaren Tonspektrum. Und auch von den chinesischen No-Name-Zwölfzöllern, die einen Hauch mehr Eigendämpfung vertragen könnten, ansonsten das gut 100 Kilo leichte Mopedchen aber tapfer in der Spur halten, sind kaum nennenswerte Abrollgeräusche zu vernehmen. Für den Fahrer ein echter Genuss. Die Umwelt hingegen – uns begegnete sie unter anderem in Gestalt einer forsch ausschreitenden Rentner-Gruppe auf unserer Haus-Teststrecke – zeigte sich gleichermaßen erschrocken und überrascht vom erfolgreichen „Anschleich“-Versuch mit dem Elektrofahrzeug.

Agil und ausdauernd
Wir fuhren das elektrifizierte Minibike mit der größeren der beiden verfügbaren Akku-Varianten. Der fest verbaute Lithium-Ionen-Speicher stellt in diesem Falle eine Kapazität von 40 Ah bereit und beschert dem von einem bürstenlosen, 2.000 Watt leistenden Gleichstrommotor in der Hinterradnabe angetriebenen Gefährt eine Reichweite von annähernd 100 Kilometern, die wir in unserem Test sehr gut nachvollziehen konnten. In der Variante mit 22 Ah-Akku gibt der Hersteller einen 58-Kilometer-Radius an. Wir bewegten das für zwei Personen zugelassene E-Moped dabei stets auf der höchsten von drei Leistungsstufen, die über einen Drehschalter neben dem „Gas“-Griff gewählt werden, und bewältigten damit nicht nur die genannte 100-Kilometer-Distanz, sondern erlebten ein durchgängig agiles Fahrverhalten.

Der Motor, der sein beachtliches und spürbares Drehmoment von 150 Nm beim Anfahren gerne noch etwas sanfter einsetzend servieren dürfte, glänzte mit gutem, linearen Durchzug bis zur Kleinkraftrad-konformen Vmax von 45 km/h. Beim Ampelstart jedenfalls und auf den ersten Metern danach macht der Bonsai-Streetfighter seinem Namen alle Ehre.

Wackeres Gestell
Das Stahlrohr-Chassis, das beim E-Roadster an jener schwerpunktbildenden Stelle, an der bei Verbrennern üblicherweise der Motor sitzt, den elektrischen Energiespeicher umschlingt, hat keine Mühe, Stabilität ins Geschehen zu bringen. Gleiches gilt für die nicht einstellbaren Federelemente – vorne eine Upside-Down-Gabel, hinten ein direkt angelenktes Zentralfederbein –, die zwar einen leicht knochigen Eindruck hinterließen, aber durchaus Standfestigkeit auch auf schwererem Geläuf boten. Die hydraulisch betätigten Bremsscheiben an Front und Heck bewältigten ihre Aufgabe jedenfalls mühelos und standfest.

Praktisch: In der voluminösen Tankattrappe, die über eine etwas fummelig zu bedienende, recht eng geschnittene Klappe zu erreichen ist, lässt sich nicht nur das Ladegerät sauber verstauen, sondern auch allerhand Alltagskram.

Unser Fazit:
Mit dem E-Roadster bietet SFM Bikes ein E-Fahrzeug an, das knuffig aussieht, ein echter Leisetreter ist, dabei spritzig und weit fährt, stets beherrschbar bleibt und uneingeschränkt alltagstauglich ist. Für eine UVP von 2.299 Euro (20 Ah-Variante) bzw. 3.399 Euro (40 Ah-Akku) eine solide Offerte.

Technische Daten E-Roadster:

  • Motor: 72 V BLDC-Nabenmotor im Hinterrad
  • Spitzenleistung: 2.000 Watt
  • Max. Drehmoment: 150 Nm
  • Akku: 72 V 22 Ah 1.584 Wh Li-Ion-Akku oder 72 V 40 Ah 2.880 Wh Li-Ion-Akku
  • Ladezeit Akku: 22 Ah: 6 bis 8 Stunden bei leerem Akku; 40 Ah: 8 bis 10 Stunden bei leerem Akku
  • Reichweite: 22 Ah: Bis zu 58 km; 40 Ah: Bis zu 100 km
  • Anzahl der Sitzplätze: 2
  • Bremse vorne: Scheibenbremse Ø 220 mm mit hydraulischer Zweikolbenbremse
  • Bremse hinten: Scheibenbremse Ø 190 mm mit hydraulischer Einkolbenbremse
  • Bereifung vorne/hinten: 120/70-12 51K/130/70-12 56K
  • Leergewicht: 82 kg (+ Akku 10,5 kg)
  • Zul. Gesamtgewicht: 242 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h
  • Farbe: rot/schwarz

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