Agile Tourerflotte aus China: CFMoto 650 MT (gr. Foto), und 650 GT (kl. Foto li.).
Agile Tourerflotte aus China: CFMoto 650 MT (gr. Foto), und 650 GT (kl. Foto li.). (© CFMoto/WoB)
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Test CFMoto 650 GT/650 MT: Wegbereiter auf Mittel- und Langstrecke
01.11.2021

CFMoto will wieder wer sein im europäischen Motorrad-Business. Die Voraussetzungen dafür stimmen allemal, wie unser Test zweier reisefertiger Mittelgewichtler des chinesischen Herstellers zeigt.

Längere Zeit war es eher ruhig um die Motorradsparte des chinesischen Fahrzeug-Fertigers CFMoto. Ein wenig geändert hat sich das, seit man auf der EICMA 2019 verkündet hatte, wieder stärker angreifen, präsenter sein zu wollen in Europa – neue Motorräder wie den bildschönen Scrambler 700 CL-X inklusive. Von Corona hatten die Verantwortlichen damals zwar noch nichts ahnen können, doch als jetzt offenkundig wurde, dass man in Kürze mit KTM-Hilfe in der Moto3 starten wolle, untermauerte das die Offensivansprüche der Chinesen nochmals klar. In der Mittelklasse, seit jeher das Hauptsegment in Fernost, fühlt sich CFMoto indes besonders zu Hause. Wir nahmen auf den beiden Reisetourern 650 MT und 650 GT Platz, die sich die technische Basis teilen, durchaus aber auch jeweils eigene Akzente zu setzen vermögen.

In die moderne Kategorie Crossover würden wir die 650 MT einreihen – dort, wo Ducati mit der Multistrada oder BMW mit seinen XR-Baureihen die ersten Geigen spielen. Klar, mit solchen Boliden will sich die mit einem kompakten Reihenzweizylinder, der aus 649 Kubik gut 41,5 kW (56,4 PS) Leistung schöpft, ausgestattete CFMoto gar nicht messen wollen. Dennoch muss sie sich dank respektabler Silhouette, bei der Frontverkleidung, Tank-Sitzbank-Kombi und Heckteil eine eingängige Einheit bilden, auch gar nicht verstecken.Die Fahrhaltung auf der GT gerät recht komfortabel, weil man tief im Fahrwerk sitzt, dabei einen breiten und hoch angeschlagenen Lenker in der Hand hält, was einen in eine aufrechte Position zwingt. Mit dieser Ergonomie lässt sich die Fuhre bestens dirigieren, die Konfiguration vermittelt insgesamt ein sehr gutes Kontrollgefühl und lässt einen durchaus entspannt agieren – zumal auch der Windschutz stimmt. Beste Voraussetzungen also für den Einsatz der MT auf der Langstrecke. Die bei der 650 MT – ebenso wie bei ihrer Schwester GT – verbaute Serienbereifung aus dem Hause Metzeler in Gestalt des „Roadtec Z8 Interact“ untermauert diesen Aspekt nachhaltig. Die Pneus liefern überzeugenden Grip im Trockenen wie im Nassen, überzeugen durch eine gute Eigendämpfung.

Stimmige Motor-Fahrwerk-Konstellation
Sehr gut gefallen hat uns an der CFMoto 650 MT auch die Kombination aus Fahr- und Triebwerk. Ersteres agiert recht feinfühlig sowohl am Heck, an dem ein direkt angelenktes Zentralfederbein seinen Dienst verrichtet, als auch an der Front, wo eine Upside-Down-Forke munter und aufgeweckt den Kontakt zur Fahrbahn hält. Beide Elemente sind vielfach einstellbar. Der flüssigkeitsgekühlte Reihentwin zieht in jeder Lage munter an, lässt sich gut auch mal bis an den fünfstelligen Bereich herandrehen, gibt aber auch bei Halbgas und schaltfaulem Landstraßenpendeln eine Laufkultur zum Besten, die ein überaus flüssiges Fahrbild ermöglicht. 170 km/h V-Max sind realistisch – wenn man’s denn braucht.

Kommen wir zum Triebwerk-seitig identischen Schwestermodell CF 650 GT: Das würden wir angesichts seiner gedrungeneren, flacheren Bauweise eher in Richtung Sporttourer-Segment schieben. Der Federungskomfort gerät bei der GT aufgrund der nicht einstellbaren, etwas einfacher gehaltenen Elemente nicht ganz so hoch wie bei der MT, dafür punktet sie in Sachen Spurstabilität und Kurven-Zielgenauigkeit. Die dank eines flacheren Lenkers eher Vorderrad-orientierte Sitzposition taugt sportlich orientierten Fahrern unter den Tourengängern sicher mehr, der Charakter des Motorrads ist folgerichtig eher der eines Mittel- denn eines Langstrecklers.

Ein Wort noch zum Ausstattungsniveau der beiden 650-er: Das ist bereits ab dem Grundsetup rund, kann mit Seitenkoffern, für deren Anschaffung man das Budget aber kaum überstrapazieren muss, auch nur marginal angehoben werden. Bei der MT werkelt im Cockpit ein schwarz-weißes, kontrastreiches Flüssigkeitskristall-Display, bei der GT tut ein Smartphone-großer, vierfarbiger LCD-Monitor seinen Dienst, der – by the way – beiden Fahrzeugen durchaus gut zu Gesicht stünde. In allen Fällen aber gibt es nichts auszusetzen an der Informationsfülle, die man aus den Tiefen der Fahrzeuge geliefert bekommt. Auch die LED-befeuerten Lichtanlagen an beiden Schwestern sind à la bonheur – ebenso wie die gut zu dosierenden, von einem akurat regelnden ABS unterstützten Bremsanlagen.

Unser Fazit:
Die beiden Mittelklässler von CFMoto liefern ganz viel modernes, leistungsfähiges Motorrad fürs Geld. Die Invests halten sich für den Kunden im Rahmen – für die CFMoto 650 GT stehen 6.699 Euro Listenpreis (UVP) an, für die CFMoto 650 MT sogar nur 5.999 Euro (UVP) –, Technik und Ausstattung sind zeitgemäß, bei der Verarbeitung agiert die von der österreichischen KSR Group vertriebene Marke auf hohem Niveau. Jetzt gilt es, dieses überaus ordentliche Paket auch noch in ebenso ordentliche Zulassungszahlen zu überführen.

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