Branche

Neues Kapitel im Drama um MV Agusta
04.04.2016

Brancheninsider sprechen von Konkurs und Auflösung des gesamten deutschen Vertriebsteams.

MV Augusta scheint weit davon entfernt, wirtschaftlich stabil zu laufen. Wie dem Unternehmen nahe stehende Kreise verlauten lassen, hat das italienische Unternehmen mit Sitz in Varese Konkurs angemeldet, weite Teile der Belegschaft auf Kurzarbeit null gesetzt und unter anderem die Verträge mit der deutschen Vertriebsorganisation, darunter Deutschlandchef Michael Burkhart, komplett aufgelöst. Dem Vernehmen nach hat Patrick Porten die Nachfolge von Burkhart als Countrymanager angetreten. Aktuell liege es an den Gerichten festzustellen, wem sie eine geregelte Fortführung des Wirtschaftsbetriebs zutrauen: Mehrheitseigner Giovanni Castiglioni oder beispielsweise dem Junior-Partner, dem Mercedes-eigenen Veredler AMG, der 25 Prozent an MV Agusta hält.

Noch vor wenigen Tagen hatte der italienische Traditionshersteller via Pressmitteilung noch beinahe euphorisch von einem sehr positiv abgeschlossenen Geschäftsjahr 2015 gesprochen, in dem man 100 Millionen Euro Umsatz und ein 30-prozentiges Verkaufsplus gegenüber dem Vorjahr erzielt habe. Die Verlautbarung hatte aber mit der wenig Mut machenden Parole geschlossen, dass man zuversichtlich sei, die momentane Situation in Sachen Liquidität zu meistern und wieder wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen, die Belegschaft und Investoren zufrieden stellen. Zwischenzeitlich haben, das meldete auch eine Branchenzeitschrift, wohl die meisten Zulieferer ihre Zusammenarbeit mit MV eingestellt. Die Ersatzteilversorgung sei, so Brancheninsider, aktuell nicht sichergestellt.

Ende Februar hatte Castiglioni im Interview mit dem Onlinemedium „Varesenews.it“ noch vollmundig davon gesprochen, wie wichtig es ihm sei, das Erbe der Traditionsfirma zu bewahren, und er davon überzeugt sei, dass man mit einer Fokussierung auf den Premiumgedanken und exklusive Modelle - ähnlich wie Ferrari das tue - und mit einem Weg weg vom Volumengeschäft wieder Erfolg haben werde. Aktuell sei die Nachfrage nach den MV-Modellen so gut, dass man sehr viel Liquidität benötige, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Dies gelinge aber nur mit frischem Kapital, für das er, so Castiglioni, nach starken Partnern suche.

Ob dieser Partner nun der alte ist, nämlich AMG, oder gar ein neuer Name auftaucht, scheint derzeit unklar. Weder von AMG noch von Castiglioni kommen dazu aktuell klare Statements. Klar ist: Mehrheitseigner und Junior-Partner scheinen momentan weder das passende Rezept für einen Weg aus der Krise noch Vertrauen zueinander zu haben. Keine leichte Aufgabe für die Gerichte, die, so scheint es, momentan eher die Wahl zwischen „Pest oder Cholera“ zu haben scheinen.

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