De facto ein ganz neues Motorrad: Die MT-09 des Modelljahrgangs 2021, die Yamaha jetzt präsentierte.
De facto ein ganz neues Motorrad: Die MT-09 des Modelljahrgangs 2021, die Yamaha jetzt präsentierte. (© Yamaha)
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Neue Yamaha MT-09: Weit mehr als nur ein Facelift
28.10.2020

Die Japaner hieven ihren Goodseller ins Euro-5-Zeitalter. Und nutzen die Gelegenheit für eine umfassende Frischzellenkur für alle wesentlichen Baugruppen: Motor, Fahrwerk, Elektronik.

Seit ihrem Debüt 2013 zählt sie zu den Verkaufsgaranten im Yamaha-Sortiment, erfuhr – zusammen mit ihren Ablegern Tracer, XSR, Niken – stets viel Zuspruch und Lob aus den Biker-Gemeinden weltweit. Jetzt präsentierte Yamaha die neue Euro-5-Generation des in der oberen Mittelklasse navigierenden Naked Bikes. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen, man ging fundamental an die Problemzone Fahrwerk, den Motor erfand man quasi neu, die Elektronikausstattung wuchs substanziell, viele Details erfuhren Kern-Überarbeitungen – insgesamt ein pralles Novitäten-Paket. Und: Der Einstiegspreis bleibt laut Hersteller vierstellig. Ab März 2021 soll die neue MT-09 im Handel stehen.

Frisches Herz
Das Herzstück des Motorrads, das viel zu seinem Renommee beigetragen hat, der kompakte, bärenstarke, hochagile Crossplane-Reihendreizylinder der MT, wurde für den Eintritt in die Euro-5-Ära nach Angaben von Yamaha komplett neu konstruiert und im Gewicht um satte 1,7 Kilo reduziert. Praktisch jede wichtige Komponente sei neu, heißt es: Kolben, Pleuel, Nockenwellen. Durch eine Vergrößerung der Bohrung um drei Millimeter wuchs der Hubraum laut Hersteller auf 889 Kubikzentimeter, was dem System zu vier PS mehr Leistung verhilft (119 PS). Gleichzeitig werde das maximale Drehmoment von 93 Nm nun deutlich früher, nämlich bei 7.000 U/min. erreicht – was das nun von einem Quickshifter unterstützte Aggregat im realen Fahrbetrieb nochmals deutlich aufregender machen dürfte. Auch die Kraftstoffzufuhr regelte Yamaha neu: Während bei der aktuellen MT-09 die Einspritzdüsen direkt am Zylinderkopf angebracht seien, säßen sie beim 2021-er Modell auf der Seite der Drosselklappen, so dass der Kraftstoff auf die Rückseite der Einlassventilköpfe eingespritzt werde. Das sorge für eine bessere Zerstäubung und verringere die Anhaftung des Sprits an den Wänden der Einlassöffnung. Überdies sinke der Verbrauch um neun Prozent, so Yamaha.

Auf elektronischer Seite legt die MT-09 ebenfalls deutlich zu. Ride-by-Wire samt elektronischer Drosselklappensteuerung sind nun Standard, ebenso eine 6-Achsen-IMU. Diese in der Motorradszene immer stärker um sich greifende Sensorik erfasst laut Hersteller permanent die Bewegungen in alle Richtungen und übermittelt diese Daten in Echtzeit an die Steuergeräte für die elektronischen Fahrhilfen, über die die MT-09 künftig in zeitgemäßer Fülle verfügt: schräglagensensitive, dreistufige Traktionskontrolle, ein Wheelie-Kontrollsystem sowie das ABS. Der Fahrer dirigiert seine elektronischen Helferlein künftig über ein vollfarbiges 3,5-Zoll-TFT-Instrument. Die Leuchteinheiten wurden neu gezeichnet und erstrahlen künftig ausnahmslos in LED-Technik.

Einen fundamentalen Eingriff nahm Yamaha am Tragwerk der MT-09 vor. Anno 2021 hält ein neu konstruierter Aluminiumdruckguss-Deltabox-Rahmen Einzug, dessen Verwindungssteifigkeit trotz dünnerer Wandstärken um 50 Prozent gestiegen sei, so der Hersteller. Der Heckrahmen besteht ebenfalls aus Druckguss-Alu und ist laut Yamaha 1,5 Kilo leichter als sein Stahl-Vorgänger. Die rechts in Bananenform ausgeführte Schwingenform wich einer geraderen Struktur, insgesamt geriet dieses Bauteil ebenfalls leichter als sein Vorgänger. Die Schwingenaufnahme wanderte von der Außenseite des Rahmens nun ins Innere. Laut Yamaha eine stabilere, der Fahrdynamik förderliche Konstruktionsweise.

Weniger Schnick-Schnack
Rein äußerlich setzt sich die Schlankheitskur fort. Die kompakte vordere Radabdeckung und das minimalistische Scheinwerfergehäuse sind die einzigen Verkleidungsteile, die der MT verbleiben. Auf Seitendeckel verzichtet Yamaha künftig komplett. Alles in allem bringt die MT-09 künftig nur noch 189 Kilo auf die Waage – vier Kilo weniger als das aktuelle Modell und laut Hersteller deutlich weniger als sein engster Konkurrent in der 900-ccm-Naked-Klasse. Yamaha benennt die Z900 von Kawasaki zwar nicht namentlich – es ist aber klar, dass sie damit gemeint ist.

Neues Material gibt es indes auch bei den Federelementen. Vorne ist Yamaha zufolge eine 41-mm-Upside-Down-Gabel von KYB verbaut, die in Vorspannung, Zug- und Druckstufe vollständig einstellbar ist. Und am Heck kommt ein ebenfalls umfassend justierbarer KYB-Stoßdämpfer zum Einsatz.

Ab März wird die neue MT-09, flankiert von einem reichhaltigen Werkszubehör-Angebot, in drei Farben in den Showrooms des Handels stehen: „Storm Fluo“, „Icon Blue“ und „Tech Black“. Den Einstandspreis (inkl. 19 Prozent Mehrwertsteuer) beziffert Yamaha mit 9.799 Euro inklusive Nebenkosten.

Unsere erste Einschätzung aus der Ferne
Yamaha hat bei seinem Erfolgs-Modell an den richtigen Stellen modellgepflegt. Der Charakter des Problemlos-Bikes dürfte erhalten bleiben, ja sogar deutlich geschärft sein, Optik und Preisgefüge stimmen. Den nächsten fetten MT-09-Jahren sollte nichts im Wege stehen.

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