Motorrad Reinhardt: Seit Generationen mit Herz dabei
10.09.2025
Unser Platz 2 des "Händler des Jahres 2025".
Ein Ort mit Geschichte, Herz und Benzin im Blut.Wer die Stufen zu Motorrad Reinhardt hinaufgeht, spürt sofort: Hier geht es um mehr als nur Motorräder.
Wenn man am Treppenaufgang zu den Verkaufsräumen von Motorrad Reinhardt steht, lässt man erst einmal den Blick schweifen. Nicht nur wegen der perfekten Lage des Standortes, sondern auch wegen des direkten Blicks auf die bekannte Veste Coburg, die idyllisch auf einem Dolomitfelsen in einer Höhe von 464 Metern genau gegenüber thront. Hier in der Neustadter Strasse hat die Firma Reinhardt ihr Wurzeln. Als 1950 die Grundsteine für das heutige Unternehmen gelegt wurden, war die heute stark befahrene Strasse lediglich ein kleiner schmaler Weg vor den Toren Coburgs.
Die Anfänge machte der Großvater Werner Reinhardt, der in den 50er Jahren Leiter der Schadensabteilung bei der Versicherung Huk Coburg war. Irgendwann kam der Versicherungsgruppe die Idee, Fahrzeuge mit Versicherungen zu verkaufen, woraufhin Reinhardt Senior ab dem 01. Februar 1959 den Kfz-Betrieb pachtete, der bis dato der HUK gehörte, und von dort aus anfing, Autos zu verkaufen. Das Geschäft lief sehr gut und machte ebenso viel Spass, so dass man sich in den 1960er Jahren dazu entschied, eigene und größere Gebäude als Verkaufsort zu beziehen. So kam dann der Umzug in die Neustadter Strasse – heute noch Sitz des Familienbetriebs und 1967 das modernste Autohaus seiner Zeit mit den Marken Fiat, Alfa Romeo und Lancia. Wo heute die beeindruckende und separate Verkaufshalle für Triumph steht, war einst eine Tankstelle, die vom Großvater damals zusammen mit dem Autohaus gegründet wurde. Als die Entscheidung für die Motorradsparte fiel, wurde diese geschlossen und ab dem Zeitpunkt als Heimat für die Motorräder verwendet.
Der Einstieg in den Motorradverkauf war dann tatsächlich reiner Zufall: Der älteste Bruder, Bernd Reinhardt, kaufte sich 1970 eine Moto Guzzi und stellte diese während der Wintermonate in den Ausstellungsraum – einfach nur als Lagerplatz mit schöner Präsentation. Doch schon kurze Zeit später blieben die ersten Passanten stehen und fragten interessiert, ob das Bike zu verkaufen sei. Innerhalb weniger Wochen häuften sich die Anfragen – und der Startschuss für den Motorradhandel war gefallen. Mit der Marke Moto Guzzi ging es los, ab 1972 kam Suzuki als zweite Marke hinzu - und seit 1983 liegt das Unternehmen in den Händen von Frank und Lucia Reinhardt. Bis vor 5 Jahren lief das Geschäft zweigleisig, bis man sich dann dazu entschied nur noch Zweiräder zu verkaufen – eine gute Entscheidung, denn Motorrad Reinhardt deckt mit einem weit gefächerten Produktportfolio viele Sparten in der Region rund um Coburg ab. Mit Suzuki verbindet Motorrad Reinhardt eine lange und erfolgreiche Vergangenheit, denn bereits sei 1972 werden am Coburger Standort die Maschinen verkauft – und das macht Motorrad Reinhardt zu einem der längsten Partner in Deutschland. Auch wenn die Marke in letzter Zeit nicht unbedingt Vorreiter für neue Modelle ist, so ist es eine Konstante, die von vielen Kunden geschätzt wird. Triumph hat als Motorradhersteller mit ikonischen Modellen und Rennsporterfolgen eine lange und traditionsreiche Geschichte – diese Heritage spiegeln auch die Verkaufsräumlichkeiten wider, die im Jahr 2012 ins Leben gerufen wurden.
Das Treue und nachhaltige Entwicklung für die Familie Reinhardt einen großen Stellenwert haben, sieht man auch and den weiteren langen Zusammenarbeiten: Piaggio-Roller werden bereits seit 1996 verkauft und trotz schwierigen Zeiten bleibt man auch der Marke KTM (bereits seit 2020) weiterhin treu. Einen Tag bevor wir von der World of Bike zu Besuch waren, fand eine Händlertagung in Ingolstadt statt – ein lang ersehntes Treffen mit der neuen Geschäftsleitung, um die Weichen für die Zukunft zu stellen, und das Vertrauen zu stärken. „Wir haben uns sehr über die Tagung gefreut, denn bisher wurden wir als Händler doch sehr oft im Dunkeln gelassen“, so Luca Reinhardt, der in dritter Generation Ende 2026 das Zepter seines Vaters Frank übernehmen wird. „Auch wenn wir mit unzufriedenen Kunden und einer negativen Prägung zu tun hatten, so sind wir doch erstmal positiv gestimmt und freuen uns auf die ersten Auslieferungen, die für September angekündigt wurden.“
Motorrad Reinhardt ist nicht einfach nur ein Motorradhändler, sondern ein echtes Familienunternehmen mit Seele. Seit vielen Jahren steht der Name Reinhardt für Kompetenz, Persönlichkeit und echte Nähe zum Kunden. Heute arbeiten Vater Frank und Sohn Luca Seite an Seite, und diese enge Zusammenarbeit spürt man als Kunde sofort. Hier wird nicht nur gemeinsam gearbeitet – hier lebt man das Geschäft.
Während Frank mit seiner langjährigen Erfahrung und seinem strukturierten Blick für Abläufe und Prozesse überzeugt, bringt Luca frischen Wind und eine spürbare Begeisterung für den direkten Kundenkontakt mit. Für ihn ist der Moment, wenn ein Kunde mit einem Lächeln sein neues Motorrad übernimmt, das Schönste an seinem Beruf. Diese Emotionalität überträgt sich auch: Luca lebt Verkauf nicht als reinen Geschäftsabschluss, sondern als ehrliches, persönliches Erlebnis.
Das Team ist bewusst klein gehalten, denn genau das ermöglicht den direkten Draht zu jedem einzelnen Kunden. Wer bei Motorrad Reinhardt kauft, kennt Frank und Luca persönlich – und vor allem auch Mama Lucia, die gute Seele der Firma, zu der täglich Kunden auf einen hervorragenden Espresso vorbeischauen, um einfach mal zu plaudern. Bei Triumph kümmert sich Marco mit derselben Leidenschaft um die Kundschaft.
Ab September wächst das Team auf elf Mitarbeiter, dann fängt neben einem Auszubildenden im zweiten Lehrjahr ein weiterer Azubi in der Werkstatt an. Aktuell müssen Kunden mit einer Wartezeit von bis zu vier Wochen rechnen, doch eine Sache schlägt seit Anfang des Jahres auffällig zu. „Natürlich spielte das schlechte Wetter in den letzten Monaten nicht gerade in unsere Karten, aber wir sehen eine starke Entwicklung in der Nachfrage an Kostenvoranschlägen“, sagt Luca Reinhardt. „Früher kamen die Kunden und brachten ihr Motorrad zur Reparatur in die Werkstatt, heute möchte fast jeder erstmal sehen, wie hoch sich die Kosten belaufen und entscheiden sich dann.“
Nicht selten kommt dann der ein oder andere Kunde erst im nächsten Jahr vorbei. Auch bei dem Thema Reifen bleibt die Firma Motorrad Reinhardt flexibel und bestellt nur auf Kundenwunsch. „Die Preise für die Reifen variieren teils sehr stark“, so Luca Reinhardt weiter. „Manchmal fragen wir mehrmals in der Woche die gleichen Reifen bei unterschiedlichen Zulieferern an, einmal kostet der Reifen 380 Euro, dann 325 Euro – daher lagern wir keine Reifen mehr ein, sondern kaufen, wenn möglich, die Reifen zum günstigsten Preis dann ein.“
Die Umstellung auf Euro 5+ zeigte keine große Wirkung, denn bereits seit zwei Jahren wird immer auf Sicht bestellt. Bis Ende des Jahres wird es eine weitere zusätzliche Marke geben, um das Portfolio nochmals zu stärken und die Position der Firma in der Region zu festigen. Hinzu möchte man die Werkstatträume überarbeiten und die Flächen noch effizienter gestalten, um sowohl Prozesse als auch die Abläufe zu optimieren. Auch beim Thema Lagerlogistik wird sich in Zukunft noch etwas tun, eventuell wird noch eine weitere Etage eingebaut oder zusätzliche Räumlichkeiten hinzukommen.
So oder so stehen die Zeichen des zweitplatzierten Händler des Jahres 2025 auf Wachstum. Ende 2026 wird Frank sich aus dem Geschäft zurückziehen – aber nicht seinen Helm an den Nagel hängen. Denn privat ist er immer noch regelmäßig auf dem Motorrad zu sehen und das vor allem auf seinen alten Suzuki. Luca übernimmt dann die Firma in dritter Generation und hat noch vieles vor. Doch eins ist uns klar geworden, und Luca bringt es mit seinem Schlusssatz beim Abschied auf den Punkt: „Man könnte den schönsten Tempel der Welt haben, aber der Erfolg kommt nicht automatisch, sondern nur mit einem guten Miteinander und mit super Leuten im Team – und für das alles bin ich sehr dankbar.“
Wir danken Lucia, Luca und Frank für das herzliche Gespräch und wünschen alles Gute für die Zukunft.