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Honda Super Cub C125: Charme trifft Komfort und Nutzwert
07.06.2019

Honda bewies Mut, als es seinen Bestseller Super Cub, der in Asien als Nutz- und Alltagsfahrzeug längst Kultstatus erreicht hat, vergangenes Jahr in Europa an den Start brachte. In unserem Test erwies sich die Retro-Ikone als ebenso gewöhnungsbedürftig wie liebenswert.

Unter dem Namen Innova war sie in Deutschland 2008 bereits einmal am Start, doch so richtig durchstarten oder nennenswert Wahrnehmung erringen konnte Hondas Modellkonzept CUB – das Kürzel steht für „Cheap Urban Bike“, günstiges Stadtmotorrad – hierzulande nie. Dennoch gilt die Super Cub, die Honda seit 1958 baut, mit mehr als 100 Millionen produzierten Einheiten als das meistverkaufte Motorfahrzeug der Welt. Seit vergangenem Jahr ist das Mischwesen aus Roller und Motorrad als Super Cub C125 in Deutschland wieder am Start: Schlank und sehnig, wie man sie aus dem asiatischen Straßenbild kennt, optisch ganz der Oldtimer geblieben, der sie nach Modelljahren ist, lässt Honda sein Brot-und-Butter-Bike anno 2019 für einen Listenpreis von knapp 3.700 Euro inklusive Nebenkosten mit jeder Menge Bedienkomfort, einem genügsamen Motor und etlichen Modernitäten wie ABS, LED-Lightshow rundum sowie einem Smart-Key-System vorfahren.

Die Fortbewegung der Super Cub mittels Halbautomatik erfordert in der Tat ein paar Kilometer der Gewöhnung. Dank simpel – heißt: ohne Kupplungshebel-Unterstützung – zu bedienender und klaglos funktionierender Schaltwippe, mit der die Fliehkraftkupplung zur Arbeit angeregt wird, funktioniert der Cub-Ritt aber mit jedem Meter besser. Per Fußspitzen-Tipp nach vorne schaltet man die vier Gänge nach oben durch, per Hacke geht’s wieder retour. Eine Logik, die bald in Fleisch und Blut übergeht.

Robust und genügsam
Die Charakteristik des 125er Zweiventil-Triebwerkchens, das von einer Einspritzanlage gespeist wird, zielt indes klar auf das innere Ruhe-Mantra des Cub-Piloten ab, verleitet zu einer ausgeprägt gechillten Teilnahme am Straßenverkehr. Die sich nahezu linear entfaltende Spitzenleistung des Achtelliter-Viertakters von knappen 10 PS (7,1 kW) – der Drehmoment-Gipfel von übersichtlichen 10,4 Nm wird bei moderaten 5.000 U/min. erklommen – ist folgerichtig „nur“ für 95 km/h Spitze gut. Weit mehr wiegt da, dass sich das mit einem liegenden, luftgekühlten Zylinder ausgestattete und als extrem robust geltende Aggregat mit einem Verbrauch von höchstens 1,7 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer als überaus Portemonnaie-schonend erweist. Und selbst wenn das verbaute Sprit-Reservoir nur 3,7 Liter fasst, reicht das locker für eine Distanz von bis zu 240 Kilometern.

In Deutschland wird die Super Cub ausschließlich als Einsitzer angeboten, bietet dafür aber einen rangierfreundlichen Durchstieg. Überhaupt verwöhnt das ausschließlich in den beiden Farbkombis Blau-Weiß oder Rot-Weiß erhältliche Retro-Gefährt mit jeder Menge Komfort. Die 17-Zöller vorne und hinten harmonieren gut mit der blitzsauber abgestimmten, langhubigen Federung, die gewählte Fahrwerksgeometrie vermittelt das Gefühl einer ausgeprägten Wendigkeit.

Das Mono-Gestühl in Form eines üppig gepolsterten Sitzkissens erweist sich als überaus bequem, die Ergonomie als spontan passend, sofern man kein Gardemaß jenseits der 1,80 Meter mitbringt. Die für den Endantrieb zuständige Kette ist pflegefreundlich voll in Kunststoff gekleidet und damit wirksam vor den Unbilden des Wetters und des Straßenschmutzes geschützt. Und auch an den Fahrer als potenziellen Schmutzfang hat Honda gedacht: Die voluminösen, einen hohen Bedeckungsgrad erzielenden Kotflügel an Front und Heck sowie zwei schlanke Kunststoff-Beinschilde mühen sich nach Kräften, den Cub-Piloten unter allen Witterungsbedingungen präsentabel ans Ziel zu bringen. Dem Leichtkraftrad – oder sollen wir sagen: Roller – aber einen Gepäckträger mitzugeben, daran hat man bei Honda leider nicht gedacht.

Sicherheit an Bord
Die Sicherheits-Hardware der Super Cub lieferte indes keinen Anlass zur Kritik. Insbesondere die Bremsen – vorne eine von einem simplen, aber präzise ansprechenden Einkanal-ABS unterstützte Scheibe, hinten eine bei Bedarf forsch zupackende Trommelbremse – erweckten bei unseren Testfahrten über Land und in der Stadt zu keiner Zeit den Eindruck, jemals die Herrschaft über die vollgetankt 109 Kilo leichte Fuhre verlieren zu wollen. Die in LED gehaltene Lichttechnik samt Tagfahrlichtstreifen vorne leuchtet die Fahrumgebung sauber aus, sorgt zudem für gute Sichtbarkeit. Das minimalistische Cockpit liefert mit seinem Zusammenspiel aus analogem Tacho, digitalen Mini-Anzeigen und klassischen Warnlämpchen sowohl einen stilechten Auftritt als auch ausreichend Information.

Seinen Smart Key braucht der Cub-Pilot nicht aus der Hosentasche zu nehmen: Das System erkennt an der elektronischen Signatur die Legitimation des Besitzers, der wiederum lediglich einen Drehschalter am Cockpit auf Go drehen muss, bevor er durchstarten kann. Die serienmäßige Diebstahlsicherung wird ebenfalls über den „intelligenten Schlüssel“ gesteuert.

Unsere Einschätzung:

  • Honda löst mit der Super Cub das Versprechen, für ein handliches Budget ein robustes, wendiges, genügsames und unallüriges Bike für jeden Einsatzzweck abzuliefern, sehr überzeugend ein. Das Fahrzeug punktet mit konsequenter Retro-Optik ebenso wie mit einem prallvollen Paket an nutzerfreundlichen Ausstattungsmerkmalen. Wenn jetzt noch – vom Hersteller selbst oder vom findigen Aftermarket – das Problemfeld Gepäck- bzw. Nutzlastunterbringung angegangen wird, steht einer langen Karriere als vielgefragtes Gebrauchs- und Alltagsbike kaum etwas im Wege.

Die Highlights der Super Cub:

  • Waschechter Oldtimer-Look
  • Genügsamer, robuster Motor
  • Geringer Anschaffungspreis, niedrige Unterhaltskosten
  • Komfortbetonte Ausstattung
  • Viele moderne (Sicherheits-)Features

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