Honda geht einen Schritt weiter
03.12.2025
Der japanische Hersteller baut die Verwendung alternativer Materialien mit biobasierter Technik und Recycling weiter aus - und in die Honda Motorräder ein.
Honda´s „Triple Action to Zero“ [1] ist ein unternehmensweites Mantra, das alternatives Denken und nachhaltig sinnvolle Lösungen verfolgt und fördert, um die Auswirkungen der Unternehmens-Aktivitäten auf den Planeten Erde zu reduzieren.
Die Initiativen zielen ab auf Klimaneutralität, saubere Energie und Ressourcen-Kreisläufe – die drei wichtigsten Faktoren für angestrebte Netto-Null-Emissionen bis 2050 [2]. Neben der Entwicklung von elektrisch betriebenen Motorrädern und Automobilen sowie der Umstrukturierung von Produktions- und Logistikzentren zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes setzt Honda bei Motorrädern auch alternative Materialien ein.
So werden zum Beispiel bei der Produktion der Scooter SH125i Vetro und SH150i Vetro transluzide (halbtransparente) unlackierte Verkleidungsteile verwendet. Deren Anfertigung verursacht im italienischen Honda-Werk in Atessa 9,5 % weniger CO₂-Emissionen pro Jahr als bei der Anwendung herkömmlicher Lackierverfahren [3]. Darüberhinaus sind in Europa sechs Motorräder der Honda-Modellpalette mit recycelten Kunststoffen und Bauteilen aus DURABIO™ ausgestattet, einem biobasierten technischen Kunststoff, der von der Mitsubishi Chemical Group (MCG Group) zugeliefert wird. Weitere Motorräder von Honda sollen künftig ebenfalls mit Bauteilen aus DURABIO™ ausgestattet werden.
DURABIO™ ist ein moderner pflanzlicher Werkstoff, der aus nachwachsenden Rohstoffen wie ungenießbarem Mais und Weizen hergestellt wird. Beim Verarbeitungsprozess wird natürliche Maisstärke erst in Glukose, dann in Sorbid und schließlich in Isosorbid umgewandelt – eine leistungsstarke Materialverbindung mit vielfältigen Anwendungs-Möglichkeiten, die geeignet ist, herkömmlich erdölbasierte Produkte zu ersetzen.
Biobasierte Innovation trifft auf High-Performance-Design
Im Gegensatz zu herkömmlichen technischen Kunststoffen bietet DURABIO™ eine praxisgerechte Kombination aus optischer Klarheit, robuster Materialstruktur und Oberflächenbeständigkeit. Hohe Transparenz und lebendige Farbwiedergabe ermöglichen es Honda, anspruchsvolle Designs ohne Lackierung zu realisieren und so einen ganzen Produktionsschritt einzusparen. DURABIO™ sorgt nicht nur für ein elegant glänzendes Finish, sondern zeichnet sich auch durch hohe Kratzfestigkeit, Schlagfestigkeit und langfristige UV-Beständigkeit [4] aus – ideal für Motorradkomponenten. Diese Eigenschaften wurden bei Kunden wie in der Öffentlichkeit bereits positiv aufgenommen. DURABIO™ kommt inzwischen bei Verkleidungen und Windscheiben zum Einsatz, bei Honda´s ADV-Flaggschiff, der CRF1100L Africa Twin, dem Tourer NT1100, der vielseitigen NC750X, dem brandneuen Sporttourer CB1000GT sowie im Scooter-Segment beim abenteuerlustigen X-ADV und dem Maxi-Scooter Forza 750.
Ausweitung auf die Honda Motorradpalette
Honda verwendete DURABIO™ erstmals als Windscheibe beim Modelljahr 2024 der CRF1100L Africa Twin-Familie. Die weltweit erste Motorrad-Windscheibe aus biobasiertem technischem Kunststoff [5] sorgte für einiges Aufsehen. Darauf folgte der großvolumige ADV-Scooter X-ADV, bei dem DURABIO™ für seitliche Verkleidungsteile wie für die Windscheibe Verwendung findet. Parallel dazu werden am Scooter Forza 750 Lenkerverkleidung und vordere seitliche Verkleidungsteile aus dem neuen Material verbaut, welches sich auch dank der hochwertigen Verarbeitung nahtlos in die Umgebung mit anderen Materialien einpasst. Als Nächstes folgte die NT1100. Mit dem Facelift 2025 erhielt die beliebte Tourenmaschine eine neu gestaltete Frontverkleidung, die teilweise aus DURABIO™ besteht. Die aktuelle Modellreihe wurde mit der NC750X (Modelljahr 2025) komplettiert, die das moderne und nachhaltige DURABIO™ Material seither für Teile der Frontpartie, die Seiten- und Heckverkleidung sowie die Windscheibe verwendet.
Die NC750X markierte einen weiteren Meilenstein in der Anwendung – als erstes Motorrad des weltgrößten Herstellers, bei dem farbiges DURABIO™ am Bodywork in den Farben Earth Black und Earth Ivy Ash Green zum Einsatz kam. Die soeben auf der EICMA-Messe vorgestellte CB1000GT (Modelljahr 2026) ist das neueste mit DURABIO™ ausgestattete Modell, denn auch hier ist die Verkleidungs-Windscheibe aus diesem Material gefertigt.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Während DURABIO™ einen Ansatz zur Reduzierung von ölbasierten Rohstoffen für die Erstellung von Kunststoffteilen darstellt, verfolgt Honda bei seinen Motorrädern eine Reihe weiterer Strategien.
Recycelte Stoßfänger werden in der Automobilsparte schon länger für nicht-strukturelle Teile wie Unterbodenverkleidungen und Kühlergrills verwendet [6]. Dank fortschrittlicher Designoptimierung konnte das Material, dessen Anwendung bei Motorrädern zunächst schwierig war, nun für das Topcase der 2025er NC750X und beim X-ADV eingesetzt werden, während der Scooter Forza 750 des Modelljahrgangs 2025 ebenfalls dieses moderne Material im Sitzbank-Bereich verwendet.
Im Rahmen der verstärkten Nutzung von Recycling-Kunststoffen setzt Honda nun auch auf recyceltes Polypropylen (PP) aus Produktionsabfällen. Dieses Material wird aus Resten gewonnen, die bei der Herstellung und dem Formen von Automobil-Komponenten und Haushaltsgeräten anfallen und anschliessend zerkleinert, kompostiert, granuliert und wiederverwendet werden.
Da Polypropylen (PP) bekannte Eigenschaften besitzt, kann es so angepasst werden, dass es die physikalischen Eigenschaften wie Neuware aufweist und gleichzeitig das Risiko einer Kontamination mit nicht erwünschten chemischen Substanzen vermeidet. Honda X-ADV und Forza 750 sind Vorreiter dieser zielgerichteten Anwendung, wobei jedes Modell bereits über 15 Teile aus diesem recycelten Material verwendet. Die soeben vorgestellte CB1000F des Modelljahrgangs 2026 schliesst sich dieser Liste an; hier werden Hinterradkotflügel und Sitzbank-Unterboden aus recyceltem PP aus Vorverbraucherabfällen hergestellt.
Kreislaufwirtschaft mit intelligenter Ressourcennutzung vorantreiben
Honda´s Einsatz von DURABIO™ und anderen Recyclingmaterialien entspricht den fünf zentralen Prinzipien des Ressourcenkreislaufs, die den Übergang von einem linearen „Nehmen-Herstellen-Entsorgen“-Modell zu einer zirkulären Wertschöpfungskette zum Ziel haben. Die Prinzipien lauten:
• Business Innovation: Entwicklung recyclingorientierter Systeme zur Maximierung der Materialnutzung über den gesamten Produktlebenszyklus.
• Fortschrittliches Recycling: Investitionen in neue Recycling-Technologien zur Verbesserung der wirtschaftlichen und ökologischen Performance.
• Daten-Rückverfolgbarkeit: Nutzung digitaler Tools zur Erfassung der CO₂-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus und zur Verbesserung der Ressourcen-Rückgewinnungsraten.
• Kreislaufwirtschaft: Entwicklung von Produkten mit Blick auf einfache Demontage und Wiederverwendung, einschließlich der Auswahl von Materialien mit hoher Recyclingfähigkeit.
• Wertschöpfungskette: Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Lieferkette, um eine kontinuierliche Beschaffung, Verarbeitung und Wiederverwendung von Recyclingmaterialien sicherzustellen.
Honda strebt aktiv an, die Abhängigkeit von endlichen Ressourcen zu verringern und flexibel einsetzbare Lösungen zur Minimierung der Umweltbelastung zu entwickeln. Derzeit stammen etwa 90 % der in Neufahrzeugen verwendeten Rohstoffe aus bekannten und neu gewonnenen Abbau- und Zulieferquellen [7]. Mit der Verwendung erneuerbarer und recycelfähiger Alternativen arbeitet Honda aktiv daran, seine CO₂-Emissionen zu senken, Ressourcen zu schonen und zukünftigen Risiken von Materialknappheit vorzubeugen [8]. Die fortgesetzte Integration von DURABIO™ in Honda´s Motorradpalette spiegelt die Mission der Marke wider, „Freude und Freiheit der Mobilität“ zu vermitteln und gleichzeitig aktiv den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Jasmin Müller