Ghatto G1: Prototyp eines vollvernetzten „Muscle-E-Scooters“
26.03.2019
Ein spanisches Start-Up hat einen in der Kraftrollerklasse antretenden Elektro-Sportscooter in der Mache, der nicht nur wie der Teufel rennen soll. Auch seine permanente Anbindung an die Internet-Blockchain ist etwas Neues.
Auf der Internetseite von Ghatto, einem Start-Up in Spanien, fällt bei der Beschreibung des G1-Projekts, sehr oft der Begriff „sensationell“. Überliest man die inflationär gebrauchte Marketingfloskel aber geflissentlich, entdeckt man im G1 einen Elektroroller-Prototypen, der es in der Tat in sich hat und mit geradezu unglaublichen inneren Werten daherfährt. Der in der hinteren Schwingenachse sitzende, bürstenlose Permanentmagnetmotor entwickelt laut seiner Entwickler das brachiale Drehmoment von bis zu 600 Nm – Werte, die man allenfalls aus dem Autobereich kennt, etwa von bulligen SUVs oder Pickups, die durchaus in der Lage sind, die eine oder andere Wurst vom Teller zu ziehen. Zum Vergleich: Ducatis aktuelles Über-Superbike Panigale V4R stellt mit ihrem 1.000-Kubik-V4 neben 224 PS Motorleistung „gerade mal“ eine Drehmoment-Spitze von 112 Nm zur Verfügung. Das E-Aggregat, das beim spanischen Kraftroller auf einen Zahnriemen als Sekundärantrieb setzt, soll das Gerät in gerade mal drei (!) Sekunden von Null auf Hundert katapultieren. Bei 150 km/h Spitzengeschwindigkeit soll, so die Entwickler, aber Schluss sein mit Vorwärtsdrang und Geschwindigkeitsrausch.
Bei solch mächtigen Leistungsdaten des Antriebs stellt sich unweigerlich die Frage nach der Energieversorgung. Die will man beim G1 mittels Lithium-Batterien mit einem Energievorrat von bis zu 14 kWh und einer immens hohen Entladungsleistung sicherstellen. Bis zu 300 Kilometer Reichweite verspricht der Anbieter, was aber angesichts der Leistungsentfaltung des Geräts und dem damit verbundenen Suchtpotenzial aber eher ein theoretischer Wert bleiben dürfte. Aufgeladen wird – wenn eine entsprechende 32-Ampere-Infrastruktur zur Verfügung steht – in gut zwei Stunden, heißt es. Ansonsten ist ein herkömmliches Ladegerät verbaut, das an jede Steckdose kann, so aber wesentlich länger für das „Betanken“ braucht.
Ein ganz neues Feature bringt der Ghatto G1 ins Spiel, weil er nach Angaben seiner Erfinder das erste Zweirad ist, das permanent in der sogenannten Blockchain hängt. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Technologie, die einst für die Kryptowährung Bitcoin entwickelt wurde und dort eine Art webbasiertes, vollautomatisches Buchhaltungssystem bildet. Bezogen auf den Elektroscooter bedeutet das: In den Blockchain-Datenbanken werden laut Anbieter automatisch und jederzeit sämtliche Fahrdaten gespeichert, zudem alle Informationen in Bezug auf Reparaturen und getauschte Teile. So habe nicht nur der Fahrer jederzeit Transparenz, auch Versicherungen könnten auf solche Daten zugreifen und beispielsweise permanent ihre Versicherungsleistungen und Tarife anpassen. Das „gläserne Fahrzeug“ gleichsam oder – wie es von Ghatto heißt – ein „virtueller Notar“.
Neben solch futuristisch klingenden Funktionen bringt der auf einem Gitterrohrrahmen aufgebaute und auf 15-Zöllern (hinten in 160er Breite) rollende Ghatto G1 aber auch noch ganz handfeste Funktionen mit, etwa Stauraum für zwei Helme unter der Sitzbank oder Lademöglichkeiten für Mobilgeräte.
Was das Gerät kosten soll, ist derzeit noch unklar. Die Reservierungsmöglichkeit mit 1.500 Euro Anzahlung auf der Website von Ghatto jedenfalls ist bereits wieder gesperrt.