Branche

Geht den Motorradhändlern der Nachwuchs aus?
30.07.2014

Jeder will nur noch studieren, sich die Hände nicht schmutzig machen, die Jugend von heute taugt sowieso nichts. Wir wollten es wissen, ob das so stimmt oder einfach nur Vorurteile sind.

Immer mehr Motorradhändler haben Schwierigkeiten, geeignete Lehrlinge zu finden. Kamen laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2009 noch 7,5 Bewerber auf eine Ausbildungsstelle, waren es im September 2013 nur vier. Nach Ansicht des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) hat die Politik den Trend zu Abitur und Studium in der Vergangenheit zu stark befördert.

Im Bundesministerium für Bildung und Forschung sieht man das ganz anders und schiebt den Unternehmen den schwarzen Peter zu. Wie die Pressereferentin Christina Brüning gegenüber der WoB mitteilte, seien für die Bundesregierung berufliche und akademische Bildung gleichwertige Bestandteile des Bildungssystems, die duale Ausbildung für den Wirtschaftsstandort Deutschland gar unverzichtbar.

Während sich große Konzerne wie etwa BMW noch ihre Leute aussuchen, fällt es vor allem kleinen Handwerksbetrieben schwer, gute Lehrlinge zu finden. Besonders Hauptschüler haben nach Aussage des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDK) erhebliche Defizite. Knapp 20 Prozent der Hauptschüler können nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen. Grund für das schlechte Niveau sei vor allem der Run auf die Gymnasien, der dazu führe, dass die schlechten Schüler unter sich bleiben und nur noch wenige den Hauptschulabschluss schaffen.

Die Bundesregierung versucht schon seit einigen Jahren mit diversen Programmen dem drohenden Nachwuchsmangel zu begegnen. So stellte das Bildungsministerium für das Programm „Jobstarter“ insgesamt 125 Millionen Euro zur Verfügung. BMW begegnet dem drohenden Fachkräftemangel mit einer attraktiven Berufsausbildung. Mittels des „TaLEnt-Programms“ (Talentorientiertes Lernen und Entwickeln) erhalten die Azubis im ersten Lehrjahr eine fundierte Basisqualifikation in ihrem Ausbildungsberuf, bekommen aber auch einen Einblick in andere Berufe. Mit dieser Form der Ausbildung will das Unternehmen nicht nur Talente und Stärken fördern, sondern auch den jungen Leuten die Möglichkeit geben, sich gegebenenfalls neu zu orientieren.

Technisches Verständnis, Durchhaltevermögen, Fleiß und auch die Bereitschaft in den Sommermonaten länger zu arbeiten, sind wichtige Eigenschaften, die die jungen Leute unbedingt mitbringen müssen. Aber auch Leidenschaft und Begeisterung schaden hier nicht. „Ein wenig verrückt muss man schon sein, um solch einen Job zu machen“, rät der Motorradhändler Kurt Stöbe. Allerdings findet er selten so viel Enthusiasmus unter den Jugendlichen. Im Gegenteil, oft lassen die Azubis ihren Meister im Stich. „Es gibt kaum einen Auszubildenden, der während seiner dreijährigen Lehrzeit keine längeren Fehlzeiten hat“, klagt Stöbe. Zweiradmechaniker werden gesucht. Schon lange waren die Chancen für ausgebildete Fachkräfte einen Arbeitsplatz in dieser Branche zu finden nicht mehr so gut wie heute, wie die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit beweist. Während im April 2013 rund 400 Stellen nicht besetzt werden konnten, waren es im April dieses Jahres schon 500.

Wer gut ist und es sich aussuchen kann, wechselt nach der Lehre in der Regel in die Industrie, kann auch Motorradhändler Stöbe bestätigen. „Dort werden weitaus höhere Löhne gezahlt, in einigen Fällen liegen zwei Gehälter drin“. Flexiblere und günstigere Arbeitszeiten sowie bessere Aufstiegschancen sind weitere Argumente, die für die Industrie sprechen.

Sicherlich wird ein kleiner Handwerksbetrieb hinsichtlich diverser Arbeitszeitmodelle und sozialen Leistungen kaum mit einem Konzern mithalten können, dennoch haben auch eine kleine Firma Möglichkeiten Mitarbeiter zu halten, glaubt der Sprecher der Agentur für Arbeit. Wichtig sei es den jungen Leute Perspektiven zu geben. „Die Lehrlinge wollen wissen, ob sie nach der Ausbildung weiterbeschäftigt werden, ob sie sich weiterbilden oder spezialisieren können“, so Ebsen.

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