Schickt sich an, große Sprünge in der amerikanischen Flat Track-Szene zu machen: Das Rennbike Yamaha MT-07 DT.
Schickt sich an, große Sprünge in der amerikanischen Flat Track-Szene zu machen: Das Rennbike Yamaha MT-07 DT. (© Yamaha)
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Flat Tracker ohne V im Twin: Die Yamaha MT-07 DT
29.04.2020

In Amerika schickt sich der von Yamaha auf den Weg gebrachte und von einem privaten Rennstall zu Ende entwickelte Racer an, die Dominanz der V2-Aggregate von Harley und Indian zu brechen.

Beobachter der auch in Europa immer beliebter werdenden Flat Track-Szene wissen um die langjährige Dominanz und Omnipräsenz leistungsstarker V2-Twins von Indian und Harley-Davidson im Renngeschehen der Serie. Doch vor gut einem Jahr schrieb James Douglas („JD“) Beach, Fahrer im Rennstall Estenson Racing, Geschichte: Beim Heimrennen des Teams in Chandler, Arizona, gelang dem Routinier nicht nur sein erster Karrieresieg überhaupt, sondern er beendete auch eine beinahe 30-jährige Durststrecke für einen Yamaha-Twin in der Königsklasse der amerikanischen Flat Track-Serie, der Super TT. JD Beach ritt sein Husarenstück auf einem ganz besonderen Bike: Einer Yamaha MT-07 DT, beileibe kein Motorrad von der Stange, aber ausgerüstet mit jenem wohlgelittenen und hochgelobten 2-Zylinder-Reihenmotor, wie er auch im Straßenbike der Japaner, dem langjährigen Bestseller MT-07, seit Jahren höchst erfolgreich werkelt.

Die Wurzeln des Japan-Bikes, das sich anschickt, die US-Hersteller in die Schranken zu weisen, reichen indes einige Jahre zurück. Alles begann Anfang der 2010er-Jahre in der amerikanischen Niederlassung des Herstellers, in der Yamaha Motor Corporation USA, als man dort Pläne schmiedete, einen Dirt Tracker auf Basis der damals populären FZ aufzubauen. Allerdings gediehen diese nur zum Teil, weil die Rennserie mit einem dramatischen Popularitätsverlust zu kämpfen hatte. Als das Interesse der Zuschauer dann doch wieder aufzuflammen begann und Privatfahrer bei Yamaha vermehrt nach geeigneten Rennaggregaten fragten, stand das Thema gegen Mitte des Jahrzehnts plötzlich wieder auf die Agenda. Und der Motor nahm schnell Gestalt an. Basis war der Motor der Serien-MT-07, den man auf 750 Kubikzentimeter aufbohrte, für den man einen komplett neuen Zylinderkopf entwarf, zudem eine Auspuffanlage mit einem Endrohr des Zulieferers Graves schmiedete und bei dem man kaum ein Teil im Serienzustand beließ.

Nach dem Motor kam der Rahmen: Das Stahlrohrgeflecht, das sowohl dem Reglement entsprechen als auch den fahrerischen Ansprüchen professioneller Dirt Tracker genügen musste, entstand indes nicht mehr bei Yamaha, sondern war auf das Engagement einiger Unentwegter zurückzuführen, die ohne Werksunterstützung weitermachten. Keith McCarty, ein Rennsport-Manager des Herstellers, trieb das Projekt in Eigenregie voran, der erste Prototyp wurde 2015 erstmals auf einer US-Messe gezeigt.

Beim Rennstall Estenson Racing, gegründet vom einstigen Racer und heutigen Logistik-Unternehmer Tim Estenson, erfuhr das Projekt MT-07 DT schließlich seine Vollendung. Projektleiter Tommy Hayden, großer Bruder des 2017 tödlich verunglückten Nicky Hayden, übernahm das Konzept in weiten Teilen und ließ ihm jenen Feinschliff angedeihen, der schließlich auf die Erfolgsspur führte: Mit einem Podiumsplatz von Estenson-Fahrer Jake Johnson beim 2019er Saisonauftakt in Daytona, JD Beachs bahnbrechendem Sieg in Arizona und einem weiteren Johnson-Erfolg später in der Saison zeigte das Team, welches Potenzial im neuen Flat Tracker steckte.

Dieses Jahr will man bei Estenson mehr – sofern die Saison Corona-bedingt überhaupt in die Gänge zu kommen vermag. Das Estenson-Team baute sich neue Hallen, stockte personell auf und auch Yamaha USA stieg wieder ein. Man wird also sicher noch viel hören von der Yamaha MT-07 DT.

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