Findet MV Agusta den Weg aus der aktuellen Krise?
15.04.2016
Es scheint, als könne es MV Agusta nach Konkurs, Kurzarbeit und Restrukturierung des gesamten Vertriebs einschließlich der deutschen Organisation gelingen, den Weg aus der Krise zu finden. Mehrheits-Eigentümer Giovanni Castiglioni jedenfalls gibt sich kämpferisch.
In einem in Englisch abgefassten Schreiben an alle Händler (im Original hier nachzulesen) beschwor er in blumiger Sprache die Werte des Traditionsherstellers, der in Bezug auf Technik, Modellspektrum und Know-how bestens aufgestellt sei und somit alle Voraussetzungen für ein erfolgreiches Geschäft mitbringe. Sein Engagement sei ungebrochen, so Castiglioni, der zugleich einen flammenden Appell an die MV-Dealer, wie wichtig es sei, dass sie der Marke auch weiterhin vertrauten und sich für sie einsetzten.
Patrick Porten hat inzwischen bestätigt, dass er als neuer Countrymanager der Italiener fungiert und das Händlernetz über seine Firma Moto Assistance GmbH in Hennef/Sieg betreut. Einem Antrag der Italiener vor einem Heimatgericht sei stattgegeben worden, so dass MV jetzt nicht mehr vollständig blockiert sei, kommentierte Porten die zuletzt prekäre Lage in Bezug auf Lieferbeziehungen und Geldfluss. „Wenn die Lieferanten alle mitspielen, kann in wenigen Tagen die Produktion wieder hochgefahren werden“, ließ er wissen, um gleich noch hinzuzufügen: „Es bleibt spannend.“
Für gehörige Unruhe hatte der italienische Traditionshersteller gesorgt, als er vor wenigen Wochen via Pressmitteilung noch beinahe euphorisch von einem sehr positiv abgeschlossenen Geschäftsjahr 2015 gesprochen hatte, in dem man 100 Millionen Euro Umsatz und ein 30-prozentiges Verkaufsplus gegenüber dem Vorjahr erzielt habe. Ende Februar hatte Mehrheitseigner Giovanni Castiglioni zudem im Interview mit einem Onlinemedium vollmundig davon gesprochen, konsequent den Weg eines Premiumherstellers gehen zu wollen - weg vom Volumengeschäft und hin zu exklusiven Modellen. Kurz darauf waren aber bereits Meldungen kursiert, wonach die Liquidität des Unternehmens versiegt sei, weite Teile der Belegschaft auf Kurzarbeit null gesetzt und unter anderem die Verträge mit der deutschen Vertriebsorganisation, darunter Deutschlandchef Michael Burkhart, aufgelöst seien.
Keine Neuigkeiten gibt es indes in Sachen Partnersuche: AMG scheint an seinem Status als 25 Prozent haltender Juniorpartner festhalten zu wollen, neue Anteilseigner sind nicht in Sicht.