Liqui Moly muss künftig ohne sein bekanntestes Gesicht auskommen: Der langjährige Geschäftsführer Ernst Prost trat in den Ruhestand.
Liqui Moly muss künftig ohne sein bekanntestes Gesicht auskommen: Der langjährige Geschäftsführer Ernst Prost trat in den Ruhestand. (© Liqui Moly)
Branche

Ernst Prost: Nach über 30 Jahren bei Liqui Moly nun im Ruhestand
22.02.2022

Der langjährige Geschäftsführer beim Ulmer Additiv- und Schmierstoffhersteller sagte dem Tagesgeschäft am 22.2.2022 endgültig Adieu. Und überraschte seine Mitarbeitern mit einem Abschiedsgeschenk.

„Das Feld ist bestellt. Aber in den vergangenen 31 Jahren haben wir die Firma und die Branche kräftig umgepflügt“, blickt Ernst Prost zurück. „Wir“, das sind Ernst Prost und Günter Hiermaier. Am 01.10.1990 wechselten sie gemeinsam von einem an der Donau gelegenen Autopflegemittelhersteller flussaufwärts zum damals noch kleinen Unternehmen in Ulm. Ernst Prost begann als Leiter Marketing und Vertrieb und Günter Hiermaier war als Verkaufsleiter Fachhandel Deutschland angestellt. Nun gehen beide beruflich getrennte Wege. Günter Hiermaier, seit 2018 zweiter Geschäftsführer, wird die Geschicke von Liqui Moly ab jetzt alleine leiten.

Die Entwicklung, die Liqui Moly in den vergangenen Dekaden genommen hat, ist indes enorm. Ernst Prost formte aus dem kleinen Additivhersteller ein Unternehmen, das heute in 150 Ländern aktiv ist. Umgerechnet rund 15 Millionen Euro Umsatz verbuchte das Unternehmen 1990 mit 118 Beschäftigten. Ende 2021 waren es 733 Millionen Euro und 1.008 „Mitunternehmer“, wie die Beschäftigten betriebsintern genannt werden.

Bis 1998 kaufte der gelernte Mechanikergeselle Ernst Prost schrittweise Unternehmensanteile von der Gründerfamilie und wurde geschäftsführender Gesellschafter. Das Unternehmen rettete er so vor dem Aus und sicherte dutzende Arbeitsplätze. Der Einstieg ins Motorölgeschäft brachte den entscheidenden Wachstumsschub. „Eigentlich war es Wahnsinn in dieses Business einzusteigen. Plötzlich bist du als kleiner Fisch im Haifischbecken. In Konkurrenz mit den größten Unternehmen der Welt“, berichtet Ernst Prost von seiner damaligen Entscheidung, das reine Additivgeschäft auf breitere Beine zu stellen. 2006 wurden die Mineralölwerke Meguin in Saarlouis zur einhundertprozentigen Tochter. Das markierte den endgültigen Schritt zum unabhängigen Motorölhersteller. 2017 verkaufte Ernst Prost seine Anteile an die Würth-Gruppe, blieb aber angestellter Geschäftsführer.

Ernst Prost war stets das Gesicht der Marke. Eines mit zunehmender Breitenwirkung. Auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise 2010 schuf der umtriebige Macher die erste TV-Werbung in der Unternehmensgeschichte, die ihn schlagartig zu einer kleinen Berühmtheit werden ließ. Immer häufiger war er auch in Talkshows zu Gast, in denen er die Dominanz der Finanzindustrie anprangerte oder höhere Steuern für Reiche und Mindestlöhne forderte.

Ernst Prost im Rückblick: „Es waren harte, aber erfüllende Jahre. Arbeit ist mein Lebenselixier und Liqui Moly mein Lebenswerk. Das weiß ich bei meinem Freund Günter Hiermaier und dessen Mannschaft in den besten Händen. Das Leben ist endlich. Und deshalb sehe ich endlich einem Lebensabschnitt entgegen, der nicht mehr minutiös durchgetaktet und fremdbestimmt ist, sondern Freiheit bietet.“

Einfach so in den Ruhestand zu gehen, würde aber nicht zu Ernst Prost passen. An seinem letzten Arbeitstag, dem 22.02.2022, machte er seinen 1.008 Kolleginnen und Kollegen ein Geschenk: 2.222 Euro gehen an jeden in der Firma für das Geschäftsjahr 2022 – als „eine Art Motivationsschub, der zusätzliche Anreize schaffen soll, damit wir dieses Jahr wieder auf das Ertragsniveau von vor Corona kommen“, so der scheidende Chef.

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