Der Automobilzulieferer Vitesco Technologies zeigt auf der EICMA in Mailand erstmals E-Antriebe für Zweiräder.
Der Automobilzulieferer Vitesco Technologies zeigt auf der EICMA in Mailand erstmals E-Antriebe für Zweiräder. (© Vitesco Technologies)
Branche

EICMA 2021: Regensburger Unternehmen zeigt E-Antriebe für Zweiräder
25.11.2021

Der in Deutschland ansässige Antriebsspezialist Vitesco Technologies entwickelt rein elektrische Antriebe für Zweiräder, präsentiert zudem eine Demoversion eines Hybrid-Motorrads.

Das 48-Volt-System, das Vitesco Technologies in Mailand erstmals zeigt, ist laut Unternehmen auf ein Leistungsspektrum von 3 bis 7 kW ausgelegt und bilde das elektrifizierte Äquivalent kleinerer motorisierter Zweiräder der Leistungsklasse bis zu 150 Kubikzentimetern Hubraum ab. Diese Leistungsklasse spiele vor allem in der Alltagsmobilität asiatischer Länder eine zentrale Rolle, heißt es von dem Unternehmen mit Hauptsitz in Regensburg, das nach eigenen Angaben weltweit rund 40.000 Menschen an 50 Standorten beschäftigt. Das elektronische Steuergerät des Systems, eine eDCU (Electric Drive Control Unit), beinhalte sowohl die Inverterfunktion als auch zusätzliche Fahrzeugfunktionalitäten. Die E-Maschine ist Vitesco zufolge mit einem robusten induktiven Rotorpositionssensor (Inductive Rotor Position Sensor, iRPS) ausgestattet. Dieses Sensorsystem gewährleiste eine hohe Regelgüte und stelle damit sicher, dass der Elektroantrieb auch anspruchsvollsten Fahrsituationen gerecht wird. Vitesco Technologies entwickelt das 48-Volt-System bereits für den Serieneinsatz.

Hybridsystem für größere Bikes
Anders als im 3 bis 7-kW-Segment, wo Vitesco Technologies in näherer Zukunft mit einem sehr dynamischen Wandel hin zu rein elektrischen Antrieben rechnet, geht das Unternehmen davon aus, dass bei größeren Motorrädern Hybridlösungen in einer Übergangsphase eine wichtige Rolle spielen werden – weil sich künftige CO2-Grenzwerte nicht mehr allein durch Maßnahmen am Verbrennungsmotor erreichen ließen. Bei dem in Mailand präsentierten Demonstrator eines Hybrid-Motorrads ist die zusätzliche E-Maschine ein serienmäßiger riemengetriebener 48-Volt-Startergenerator aus dem Automobilbereich, wo Vitesco Technologies die 48-Volt-Hybridisierung nach eigenen Angaben schon seit 2016 einsetzt. Der Startergenerator ermögliche es vor allem im Stadtverkehr, kürzere Strecken rein elektrisch zu fahren. Zudem steigere er den Fahrspaß, weil er gerade bei mittelgroßen Motorrädern eine spürbare Leistungssteigerung mit sich bringe, heißt es.

Für die bei Hybridsystemen sehr anspruchsvolle Regelstrategie ist eine PDCU (Powertrain Domain Control Unit) zuständig. Dieser so genannte Master Controller steuert die 48-Volt-Maschine, kommuniziert mit der Motorsteuerung des Verbrennungsmotors und koordiniert die beiden Antriebsarten: Er entscheidet, wann elektrisch gefahren wird, wann mit dem klassischen Antrieb und wann mit beidem und sorgt zudem für harmonische Übergänge zwischen den Antriebsformen. Eine weitere Innovation des Hybrid-Motorrads ist Vitesco zufolge ein intelligenter Aktuator (Smart Transmission Actuator), der das Getriebe eigenständig und ohne Kupplungsbetätigung schalten könne. Mit einem derart automatisierten Schaltgetriebe ließen sich hohe CO2-Einsparungen erzielen, weil die elektronische Steuerung den Gangwechsel zu einem im Hinblick auf die Kraftstoffökonomie optimalen Zeitpunkt durchführen könne.

Breites Elektrifizierungs-Spektrum
Die Spannweite des Elektrifizierungsangebots von Vitesco Technologies demonstrieren zwei weitere EICMA-Exponate: ein integriertes Startergenerator-Steuergerät (Integrated Starter Generator Control Unit) und ein integrierter Achsantrieb namens EMR.

Mit dem Startergenerator-Steuergerät lässt sich dem Unternehmen zufolge bei Zweirädern bis 250 Kubikzentimetern Hubraum mit geringem Aufwand eine Start-Stopp-Funktionalität integrieren. Dazu werde die im System vorhandene 12-Volt-Lichtmaschine modifiziert, so dass sie nicht nur als Generator fungiere, sondern auch als Aktuator, mit dem der Verbrennungsmotor gestartet werde. Der Anlasser könne somit entfallen. Mit dem Aktuator lasse sich dann in bestimmten Fahrsituationen auch die Antriebsleistung steigern.

Die dritte Generation des EMR (Electronics Motor Reducer), den Vitesco Technologies schon seit 2019 serienmäßig in zahlreichen Pkw-Modellen einsetzt, ist eine hochintegrierte, kompakte und leichte Einheit aus Elektromotor, Leistungselektronik (Inverter) und Untersetzungsgetriebe. Sie bietet sich laut dem Unternehmen für leistungsorientierte drei- oder vierräderige Elektrofahrzeuge wie Side-by-Side-Modelle oder auch Rikschas an.

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