motosuisse und der Motorradmarkt: Herausforderungen und Chancen
21.05.2025
Die Schweizer Motorradszene wächst seit dem 1960er Jahren und der Einführung der japanischen Motorräder. Zuletzt verstärkt wurde der Boom durch die Einführung der 125er-Klasse ab 16 Jahren. Diese Entwicklung macht die Schweiz zu einem beliebten Ziel für Motorradfahrer und zu einem interessanten Markt für die Branche. Doch wie steht es um den Markt in den aktuellen unsicheren Zeiten? Wir fanden Antworten im Gespräch mit motosuisse.
Aktuelle Unsicherheiten in der globalen Wirtschaft scheinen der Schweiz auf den ersten Blick wenig anzuhaben. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich auch hier Faktoren, die mittel- bis langfristig Einfluss auf die Motorradbranche nehmen könnten. Auf internationaler Ebene sorgen geopolitische Spannungen und eine verwirrende Zollpolitik der USA für wirtschaftliche Verwerfungen, die auch den Handel betreffen können. Gleichzeitig wächst auf nationaler Ebene der politische Druck auf den motorisierten Individualverkehr – vor allem in urbanen Räumen.
Politischer Gegenwind für den urbanen Individualverkehr
In mehreren Schweizer Großstädten, die mehrheitlich von links-grünen politischen Kräften regiert werden, mehren sich die Bestrebungen, den motorisierten Verkehr stark einzuschränken oder gar ganz zu verbannen. Ein besonders deutliches Beispiel dafür ist eine Initiative in Zürich, die faktisch auf ein Verbot des privaten Verkehrs im Stadtzentrum hinausläuft. Solche Entwicklungen stellen auch für die Motorrad- und Rollerbranche neue Herausforderungen dar – besonders in Bezug auf ihre Rolle in der urbanen Mobilität der Zukunft.
Trotz allem bewegt sich die Motorradbranche in unserem Nachbarland seit Beginn des Jahres auf solidem Fundament. Seit dem pandemiebedingten Boom der Jahre 2020 und 2021 hat sich der Markt konsolidiert und zeigt sich erstaunlich widerstandsfähig gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen, geopolitischen Krisen und globalen Lieferkettenproblemen. Während viele Branchen mit rückläufigen Zahlen kämpfen, hält sich der Absatz von Motorrädern und Rollern in der Schweiz auf erfreulich konstantem Niveau.
motosuisse: Die zentrale Kraft hinter der Schweizer Motorradbranche
motosuisse, der Dachverband der schweizerischen Motorrad- und Rollerbranche, vertritt seit Jahrzehnten die Interessen von Herstellern, Importeuren, Großhändlern sowie Anbietern von Zubehör und Bekleidung. Der Verband versteht sich als Dienstleistungsorganisation für seine Mitglieder und engagiert sich aktiv für die Förderung und Entwicklung der Branche. Zu den zentralen Aufgaben gehört die politische und wirtschaftliche Interessenvertretung gegenüber Behörden, Politik und anderen Institutionen. Darüber hinaus führt motosuisse die Branche bei den jährlichen Landesausstellungen wie der Swiss-Moto in Zürich sowie dem motofestival in Bern zusammen und finanziert die „Schweizerische Fachstelle für Motorräder und Roller“ (SFMR), welche die Website motosuisse.ch betreut und bei einzelnen Aktionen in den Bereichen Konzeption und Durchführung aktiv beteiligt.
„Angesichts der Entwicklung der Ausstellungskosten sowie der Veränderung der Importeursstrukturen ist eine hochkarätige Ausstellungsgestaltung – und eine andere ist für unser Land nicht denkbar – aktuell nicht finanzierbar“, erklärt Markus Lehner, Medienverantwortlicher bei motosuisse.
Politisches Engagement und Initiator für Kampagnen
Der Importeursverband motosuisse agiert zwar im Hintergrund, ist aber vor allem im politischen Bereich aktiv. Bereits bei der Anpassung der Führerscheinregelungen an europäische Verhältnisse auf den 1. Januar 2021 der Fall sowie 2023, als eine landesweite Lärmkampagne in Zusammenarbeit mit sämtlichen nationalen Händler-, Sport- und Endverbraucher-Landesverbänden lanciert wurde. Aktuell liegt der Fokus der motosuisse auf einer Aufklärungs- und Informationskampagne in Bezug auf die Unfallhäufigkeit bei den Neueinsteigern ab 16 Jahren in Vorbereitung. Die Zunahme hier ist bedingt durch die starke Veränderung beim Kaufverhalten der letzten Monate, wie Markus Lehner erörtert.
„Seit der Öffnung der 125er Klasse 2021 ab 16 Jahren sind die Neuzulassungen in diesem Segment um das x-fache gestiegen und haben sich seither bei etwas mehr als 5000 Einheiten pro Jahr eingependelt. Andererseits hat der Wegfall des Direkteinstiegs ab 25 Jahren in die leistungsunbeschränkte Klasse – alle Neueinsteiger ab 18 Jahren müssen nun zwingend zuerst zwei Jahre lang maximal 35 kW/48 PS-Motorräder bewegen – zu Einbußen in der Oberklasse und einer Stärkung der Mittelklasse geführt.“ Da es in der Schweiz keine Fördermaßnahmen für den E-Zweiradmarkt gibt, setzt sich die E-Technik, wenn überhaupt und nur bei den kleinsten urbanen Nutzfahrzeugen, im Rollerbereich langsam durch. Im Motorradsektor haben die Stromer aus technischen Gründen, wie wenig Reichweite, hohes Gewicht, unattraktives Preis-/Leistungsverhältnis sowie mangelndes Angebot weiterhin keine Chance.
Trotz politischer Spannungen, struktureller Veränderungen und technologischer Hürden im E-Segment bleibt die Schweizer Motorradbranche ein stabiler Markt. Mit motosuisse als treibender Kraft, die auch künftig zwischen Markt, Politik und Konsumenten vermittelt.