Kommentar: Der große Fall des Stefan Pierer
27.11.2024
Stefan Pierer war schon immer ein Visionär. In den 90er-Jahren übernahm er die damals angeschlagene Motorradmarke KTM. An seiner Seite stand Toni Stöcklmeier, der es überhaupt ermöglichte, dass KTM damals überlebte. Viele Motorradfans verdanken diesem unternehmerischen Einsatz die Freude an den heutigen Modellen.
Doch die letzten Jahre haben die Schattenseiten seines Unternehmensstils offenbart. Bereits vor zwei Jahren gab es Berichte von Händlern über unangemeldete Sattelzüge, die Motorräder vor die Ladentüren stellten – weder bestellt noch angekündigt. Einmal abgeladen, folgte prompt die Rechnung. Gleichzeitig berichteten Händler von bestellten Fahrzeugen, die nie vollständig geliefert wurden. Stattdessen erhielten sie eine bunt gemischte Auswahl an Typen.
Unser Fazit: Hier läuft vieles schief. Doch wie so oft blieben auch unsere Anfragen unbeantwortet. Selbst bei unserer Jahresbilanz im März, bei der sich sonst alle Hersteller unseren Fragen stellen, blieb KTM außen vor. Diese Haltung – Händlern keine Erklärungen zu geben – spricht Bände. Man könnte vermuten, dass solche Entscheidungen bewusst gesteuert werden, schließlich könnten Aussagen in diesem Kontext nun auch im Fall von Stefan Pierer strafrechtlich relevant werden.
Auch die Qualität einiger Modelle hat in den letzten Jahren stark nachgelassen. Besonders krass ist ein Vorfall, von dem uns ein Händler berichtete: Wegen massiver Kupplungsprobleme musste fast eine gesamte Typklasse von Kupplungen ausgetauscht werden. Doch die Unternehmensstrategie aus Mattighofen war eindeutig: Erst verkaufen, dann wenn der Kunden reklamiert wird repariert. Welch Ironie!
Sollte es in Österreich Gerechtigkeit geben, müsste Pierer zunächst erst seine Schulden begleichen. Reich genug ist er. Pierer ist einer der reichsten Menschen ( Milliardäre ) in Österreich. Dann dürfte er Insolvenz anmelden und den Gläubigern geben, was ihnen zusteht. Auch seine Partnerschaft mit Bajaj steht auf wackeligen Beinen. Seine Unternehmensstruktur ist so verschachtelt, dass kaum nachzuvollziehen ist, wo „die tote Ratte“ liegt. Mit genügend Druck aus Indien könnte Bajaj die Gruppe übernehmen. Und das wäre, so mein persönliches Gefühl, gut für alle Beteiligten.
KTM wird ohnehin kaum noch in Österreich produzieren. Besonders bitter ist jedoch der Umgang mit den Mitarbeitern, Händlern und allen anderen, die eng mit Pierer zusammenarbeiten – und nun gemeinsam in den Abgrund gerissen werden.
Pierers Darstellung, der Markt sei schuld an der Misere, ist ein weiteres Zeichen seiner eigenwilligen Weltanschauung. Während andere Hersteller solide arbeiten, auf Händlerniveau planen und dabei gute Umsätze und Gewinne erzielen, lebt Pierer in seiner eigenen Realität. Mitte des Jahres berichtete ein Händler von Tagespreisen: Heute gibt es 25 % Nachlass, morgen könnten es 35 % sein. Lächerlich und beschämend.
Ähnlich chaotisch ging es bei Husqvarna zu. Damals wurden Rabatte von bis zu 55 % auf bestimmte Modelle gewährt. Kunden, die kurz zuvor den vollen Preis gezahlt hatten, fühlten sich betrogen, und die Händler mussten den Ärger ausbaden.
Wir drücken dennoch allen Beteiligten die Daumen. KTM ist ein fester Bestandteil unserer Branche. Und wir hoffen auf die Meldung: „Wir sind saniert, es gibt einen Plan, und es geht weiter!“
Frohe Weihnachten, Herr Pierer.
Gerne sind Sie eingeladen im März Ihre Prognose für 2025 abzugeben.