Ausprobiert: Alltagsathlet „Quantic“ von Arai
13.07.2021
Japans Edel-Helmbauer Arai hat für den neuen „Quantic“ die eigene Produktphilosophie – Sicherheit steht über allem, erst dann kommt das Design – nein, nicht über Bord geworfen, aber immerhin frisch auszutarieren versucht. Herausgekommen ist ein Helm, der sehr sportlich ausschaut, vor allem aber auf der Komfort-Ebene Fleißkärtchen zu sammeln vermag. Wir haben uns den nach neuester Norm zertifizierten Vollintegralen mal übergezogen.
Bei Arai will man den „Quantic“ als Alltagsbegleiter verstanden wissen, als Helm, der seinem Träger seine Schutzdienste am liebsten jeden Tag anbieten soll. Entsprechenden Wert hat man auf den Komfort gelegt. Arai hat den „Quantic“ im Vergleich zu ähnlichen Modellen etwa mit einer fünf Millimeter breiteren Helmöffnung ausgestattet. Das merkt man sofort, denn in der Tat gestaltet sich das Auf- und Absetzen recht geschmeidig. Ist das Überstülpen geschafft, vermag der „Quantic“ durchaus ein spontanes Gefühl der Geborgenheit zu provozieren. Die üppig ausgeformte, nie drückend wirkende, dreiteilige Innenpolsterung aus gebürstetem Nylon gibt sich als Hautschmeichler und liefert formschlüssigen Sitz ohne Druckstellen – auch für Brillenträger. Ein „Emergency Release“ der beiden Wangenpartien für den Notfall ist an Bord. Der via Doppel-D-Ring sichergestellte Verschluss – hier mag man bei Arai keine Sicherheitskompromisse zugunsten einer leichter bedienbaren „Ratsche“ eingehen – hält das System sicher an Ort und Stelle.
Gutes Sichtfeld
Gut geraten ist beim „Quantic“ das Visier. Arai hat es von Haus aus recht großformatig geschnitten, so dass ein üppiges, unverstelltes Sichtfeld entsteht. Eine Pinlock-Scheibe ist serienmäßig an Bord. Es empfiehlt sich außerdem, ein getöntes Visier gleich mitzubestellen, denn eine integrierte, innenliegende Sonnenblende mag man bei Arai noch immer nicht anbieten, zu sehr steht das Versprechen einer äußerst stabilen, Kräfte ableitenden und verteilenden, im Übrigen von Hand gefertigten Schale im Vordergrund. Die man im Falle des „Quantic“ einer deutlichen Gewichtsreduktion unterzogen habe, heißt es aus Japan. Der „Quantic“ ist deshalb aber noch lange kein Luftikus: 1.600 Gramm bringt er auf die Waage – ein für das vermittelte Sicherheitsniveau und -gefühl allerdings akzeptabler Wert.
Die Fragestellungen Aerodynamik und Belüftung löst Arai beim „Quantic“ sehr souverän. Sieben Einlässe und sechs Austritte, die zum Teil noch mehrfach einstellbar sind, lassen die Luft sehr effektiv zirkulieren – ein unangenehmens „Gebläse“ spürten wir nirgends –, so dass auch längere Strecken bei hohen Temperaturen gut zu bewältigen sind. Das Helmschalen-Design – Arai strebt stets eine möglichst wenig zerklüftete Form an, die im Bedarfsfall gut „gleitet“ – sorgt im Verein mit einem Spoiler am Hinterkopf dafür, dass der Helm ohne Verwirbelungen und stabil im Fahrtwind liegt und dabei keine störenden Geräusche entwickelt. Arai stellt den „Quantic“, der als einer der ersten seiner Art nach der brandneuen Sicherheitsnorm ECE R22-06 zertifiziert ist, die strengere Prüf-Maßstäbe anlegt als die derzeit noch gültige Norm 22-05, in der Größenrange von XS bis 2XL an.
Unser Fazit:
Arai hat mit dem „Quantic“ einen gewohnt soliden, zweifellos sicheren, ganz gewiss auch schick designten Vollintegralhelm vom Stapel gelassen. Das hohe Komfortniveau und die tadellose Verarbeitung reihen den Helm, der hierzulande über den Großhändler BIHR in den Fachhandel eingesteuert wird, ins Spitzenfeld seiner Zunft ein – wenn da nicht das (Arai-typische) Fehlen einer integrierten Sonnenblende wäre. Preislich spielt der „Quantic“ ohne Zweifel in der Oberliga: 648,99 Euro lautet der (Verkaufs-)Listenpreis für die einfarbigen Varianten, satte 769 Euro kostet eines der grafisch aufwändiger gestalteten Modelle. Ein getöntes Visier schlägt mit weiteren 75 Euro zu Buche.