Kernig-markanter Auftritt wahlweise in Schwarz oder Wolfsgrau: Hyosung GV 125S Aquila anno 2020.
Kernig-markanter Auftritt wahlweise in Schwarz oder Wolfsgrau: Hyosung GV 125S Aquila anno 2020. (© Hyosung/MSA)
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Hyosung Aquila: Der Scheinriese im Achtelliterstaat
18.05.2020

Der koreanischen Marke gelingt mit einem 125er-Cruiser mit Zweizylinder-V-Motor ein optisch ansprechender Wurf. Und der Preis? Ist heiß.

Um Hyosung war es in den vergangenen Jahren ruhig und ruhiger geworden. Der koreanische Hersteller, der hierzulande anno 2007 noch einen eindrucksvollen dritten Rang in der 125er-Zulassungsstatistik belegt hatte, war in der Folge mehr und mehr aus den amtlichen Zahlenwerken, den Köpfen der Verbraucher und den Showrooms des Handels verschwunden – bis jetzt, darf man wohl vermelden. Denn ausgerechnet in der Irregularität der Pandemiekrise schickt sich der Fernost-Anbieter an, dem Schicksal des Vergessenwerdens entrinnen und wieder stärker Fuß in der strauchelnden europäischen Zweiradszene fassen zu wollen. Und man schiebt dafür ein Gerät ins Rampenlicht, das mit einem Alleinstellungsmerkmal in Gestalt einer echten technischen Finesse aufwartet.

Zweizylinder-Motoren machen sich rar in der Achtelliterklasse anno 2020. Die einschlägigen Hersteller scheinen gefangen in ihrer „Mono-Manie“, lassen über ihre Modellwelten lieber den viertaktenden Eintopf gebieten, vielerorts noch luftgekühlt, auf dass er in seiner Schlichtheit einen mäßigenden Einfluss auf die Produktions- und Entwicklungskosten sowie die Verkaufspreise ausübe. Hyosung hingegen beschreitet bei seinem aktuell einzigen Modell auf dem deutschen Markt, der GV 125S Aquila, einen anderen, weit aufwändigeren Weg. Der ganz in Schwarz gehaltene Cruiser, den man wahlweise auch in „Wolfsgrau“ bestellen kann, trägt einen Motor zu Markte, der nach Wirkung heischend seine beiden Energieräume in einem 60-Grad-V entlang der Fahrachse aufspreizt. Ein mächtiger Wasserkühler ist auserkoren, dem Arbeiterduo an der Vortriebsfront Kühlung unter allen Fahrbedingungen zu verschaffen. 14 PS (10,3 kW) liefert das Triebwerk dem Hersteller zufolge aus.

Doch es ist nicht alleine die Motor-Bauart, mit der die Koreaner versuchen, die Aquila optisch in die Nähe von kultigen Hubraummonstern aus den USA zu rücken. Auch angesichts vieler weiterer Details wie Luftfilterkasten, Sitzbank-Zuschnitt oder Felgengestaltung ahnt man, woran die Koreaner Maß nahmen. Hersteller Hyosung darf sich rühmen, ein stimmiges Gesamtkunstwerk auf die Räder gestellt zu haben. Was die einschlägige leichtkrafträdrige Konkurrenz dagegen als Bobber oder Chopper feilbietet, wirkt mit den sich dort samt und sonders verlierenden Einzylinder-Aggregätchen doch mehr oder minder aus den Proportionen gefallen.

Das Ausstattungsniveau der Aquila gibt sich indes solide. Standard sind ein knapp geschnittenes, dennoch informationsreiches Solo-Instrumentenbord, ein dem Traditionalismus huldigendes Fahrwerk mit Stahlrohr-Geflecht, Telegabel und Federbeinen in Stereo, dazu eine Bereifung, die vorne auf 16 Zoll, hinten 15 Zoll Rad-Durchmesser setzt. Die Bremsanlage mit Scheiben hinten und vorne kennt kein ABS, dafür bemüht sich ein CBS um Sicherheitszugewinn. Die Sitzhöhe des Hyosung-Cruisers, der sich mit Einzel- oder Duo-Sitzbank ordern und mittels eines vielgestaltigen Zubehörprogramms gezielt anreichern lässt, geriet mit 710 Millimetern ebenso verbrauchergerecht wie das Fahrbereitschafts-Gewicht, das der Hersteller mit 165 Kilo vollgetankt angibt. 12 Liter fasst das tropfenförmige Spritfässchen zwischen Lenker und Gestühl.

3.595 gibt der Hersteller – respektive der Importeur, die in Weiden ansässige MSA GmbH – aktuell als Listenpreis für die Aquila aus, dazu kommen noch 195 Euro Überführungskosten. Das mutet angesichts des technischen Niveaus, das der Hyosung-Cruiser bietet, als durchaus faires Angebot an. Das – und der seit Kurzem deutlich erleichterte Führerscheinzugang – sollte helfen, den einen oder anderen aus dem Tross der deutschen Autofahrerschaft zu motivieren um- und aufzusteigen. Und wie man hört, soll bald auch eine 300er Aquila vorfahren. Der Beginn einer neuen Hyosung-Kontinuität?

Lesen Sie hier auch unseren Test der Hyosung GV 125 S Aquila.

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