Big-Bore-Boxer in adretter Verpackung: Die BMW R 18, wie sie im Herbst in den Handel rollen wird.
Big-Bore-Boxer in adretter Verpackung: Die BMW R 18, wie sie im Herbst in den Handel rollen wird. (© BMW)
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BMW R 18: Donnernde Hommage an ein goldenes Zeitalter
07.04.2020

Der Vorhang ist gefallen. BMW zeigt die neue R 18 jetzt im finalen Serien-Ornat, im Herbst soll sie debütieren. In einem Segment, in dem bislang andere ihre Duftmarken setzten.

BMW will mit der R 18 und dem hubraumstärksten Boxermotor aller Zeiten frischen Wind ins Cruiser-Segment bringen. Dort arbeiteten sich bislang unter anderem die beiden US-Marken Harley-Davidson und Indian sowie der britische Fertiger Triumph an stetig neuen Impulsen für eine ebenso anspruchsvolle wie stil- und attributsbewusste Klientel ab. In München hat man deshalb nicht nur viel Kapital für den Neustart im Prestige-Zirkel in die Hand genommen. Vor allem formensprachlich und konzeptionell hat man alle Register gezogen, um das Teil nicht nur als gelungene Fingerübung der Design-Abteilung im Bewusstsein der Biker-Gemeinde zu verankern, sondern es von Anfang an auf harte Marktanteilsjagd zu schicken.

Im Stile der Ahnen
Optisch bedient sich der Big-Block-Boxer an legendären Mitgliedern der Münchner Ahnenreihe – zuvorderst der BMW R 5, die 1936 debütiert und mit ihrer formatfüllenden Rahmenschleife aus Stahlrohr, den schlanken Kotflügeln aus Stahlblech und den langgezogenen Auspuffrohren im Fischschwanz-Finish lange Zeit als konstruktive Richtschnur für Motorräder aus München gedient und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg eine goldene Ära für den Fertiger eingeläutet hatte. Genau wie es beim Urahn der Fall gewesen sei, wollten die Macher, wie sie eigens betonen, bei der R 18 „das Wesentliche am Motorrad“ in den Mittelpunkt rücken: puristische, schnörkellose Technik. Und natürlich den riesigen, luftgekühlten Boxermotor in Szene setzen. Das mächtige Aggregat, das mit satten 1.802 Kubikzentimetern Hubraum aufwartet, eine Leistung von 67 kW (91 PS) serviert und mit einem Drehzahlband glänzt, bei dem nach Lesart des Herstellers zwischen 2.000 und 4.000 Umdrehungen stets mehr als 150 Nm auf der Welle liegen, soll neue Maßstäbe im Kosmos der Münchner setzen. Und natürlich eine Abwanderungsbewegung in der V2-Gemeinde in Gang setzen.

Bewährtes Layout
Herzstück des Fahrwerks der neuen R 18 ist ein Doppelschleifen-Rohrrahmen aus Stahl. Eine Zweiarmschwinge, die sich über ein versteckt unter der Sitzbank liegendes Federbein in Cantilever-Anordnung abstützt, imitiert das Starrrahmenkonzept der historischen Modelle. BMW schlägt also jenen Weg ein, den Harley mit seinen Softails einst ebnete und den etwa auch Triumph mit der Bonneville Bobber kreuzte. Auch die Standrohre der vorderen 49-mm-Telesgabel wurden bei der R 18 mit Gabelhülsen verkleidet, was man von Bikes aus Milwaukee (Harley) oder Medina (Indian) seit langem kennt. Elektronische Unterstützung genießen die Federelemente der BMW (bislang) nicht.

Ganz an chipgesteuerten Helferlein vorbeizufahren vermag kein neuzeitliches Bike mehr. Und so gibt es auch bei der R 18 bereits in der Grundausstattung nebst ABS die drei Fahrmodi „Rain“, „Roll“ und „Rock“, zudem eine automatische Stabilitätskontrolle sowie eine Motor-Schleppmoment-Regelung. Das Handling und Rangieren sollen eine Rückfahr- sowie eine Berganfahrhilfe erleichtern. Die Umgebung leuchtet der BMW-Cruiser mit vollumfänglich verbautem LED-Licht aus, gebremst wird mit einer Doppelscheibenbremse vorn und einer Einscheibenbremse hinten, die sämtlich in Verbindung mit Vierkolben-Festsätteln agieren.

Erstausgabe
Bereits zur Markteinführung, die BMW auf den Herbst dieses Jahres terminiert hat, soll die R 18 in, wie man unterstreicht, „bestimmten Märkten“, zu denen sicherlich auch Deutschland zählen wird, als Standardmodell vorfahren. Als Startpreis gibt der Hersteller 22.800 Euro an. Zusätzlich zum Basismodell soll weltweit eine Sonderedition namens „First Edition“ in schwarzem Lack mit weißer Doppellinierung, mit zahlreichen in Chrom ausgeführten Oberflächen sowie einer Chromspange „First Edition“ auf den Seitendeckeln debütieren.

Volles Zubehörprogramm
Eine ähnliche Politik wie Harley-Davidson, das seine Motorräder grundsätzlich eher als Grundträger für Zubehör, als Ausgangsbasis zur weiteren Individualisierung und Verfeinerung sieht, verfolgt BMW auch mit der R 18. Der Heckrahmen ist leicht abnehmbar, Schnittstellen für die Hydraulikleitungen von Bremse und Kupplung sowie den Kabelbaum erlauben laut Hersteller zudem die „völlig problemlose“ Montage höherer oder niedrigerer Lenker. Darüber hinaus hat BMW beim neuen Cruiser die Zylinderkopfhauben und die sogenannte „Heldenbrust“, den mächtigen Motorgehäusedeckel, vom Ölraum getrennt, so dass man sie auch sehr leicht wechseln kann. Bereits zur Markteinführung wollen die Münchner neben einem großen Fundus an Originalteilen auch verschiedene Kollektionen mit Alu-Frästeilen anbieten, die in Zusammenarbeit mit dem renommierten US-Designer Roland Sands entstanden. Zudem kooperiert man nach eigenen Angaben mit weiteren US-Marken, die bis dato eher für Milwaukee-Kooperationen standen, darunter der Sitzhersteller Mustang Seats oder die Auspuffschmiede Vance & Hines.

Die Highlights der neuen BMW R 18:

  • Big-Bore-Boxer mit 1.802 Kubikzentimetern Hubraum, Leistung: 67 kW (91 PS) bei 4.750 U/min., max. Drehmoment 158 Nm bei 3.000 U/min.
  • offen laufender Kardanantrieb
  • Doppelschleifen-Rohrrahmen aus Stahl, Hinterradschwinge mit eingefasstem Achsantrieb in Starrrahmen-Optik und Cantilever-Federbein mit wegabhängiger Dämpfung, Teleskopgabel mit Gabelhülsen
  • LED-Lichttechnik, adaptives Kurvenlicht als Sonderausstattung
  • Klassisch gezeichnetes Rundinstrument mit integriertem Display
  • Keyless Ride
  • Drei Fahrmodi sowie Stabilitätskontrolle und Motor-Schleppmoment-Regelung serienmäßig
  • Rückfahr- und Berganfahrhilfe als Sonderausstattung
  • Umfangreiches Programm an Ergänzungs- und Austauschteilen sowie Zubehör

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