„Ich bin damit zufrieden, glücklich aber nicht“, sagt Liqui-Moly-Chef Günter Hiermaier über das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr 2022.
„Ich bin damit zufrieden, glücklich aber nicht“, sagt Liqui-Moly-Chef Günter Hiermaier über das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr 2022. (© Liqui Moly)
Branche

Trotz schwierigem Umfeld: Liqui Moly bleibt auf Wachstumskurs
21.07.2022

Der deutsche Schmierstoff- und Additivproduzent kann trotz Wegfall des russischen Marktes nach eigenen Angaben einen ordentlichen Umsatzanstieg einfahren. Allerdings blieb der Ulmer Betrieb hinter seinen Erwartungen zurück.

Gut zehn Prozent mehr, das hatte Liqui Moly-Geschäftsführer Günter Hiermaier als Marschroute für das erste Halbjahr 2022 ausgerufen. Geworden ist daraus ein Umsatzplus von acht Prozent auf 382 Millionen Euro, wie das Unternehmen betont. „Ich bin damit zufrieden, glücklich aber nicht“, so Hiermaier. Und führt als Hauptgrund den Kampf mit „extremen Kosten“ an. Rohstoffpreise stiegen in ungeahnte Höhen, die man zum eigenen Bedauern teilweise auch an die Kunden weitergeben müsse. Die Auftragslage beschreibt der Liqui-Moly-Chef dennoch als sehr gut. Noch nie seien so viele Additive im ersten Halbjahr produziert worden. Und doch beklage man aufgrund der Rohstofflage Rückstellungsaufträge in Millionenhöhe.

Dazu fehlten im ersten Halbjahr rund 20 Millionen Euro aus dem Russlandgeschäft, auf die das Unternehmen aus freien Stücken verzichte. Russland war einer der größten Einzelabsatzmärkte des Unternehmens gewesen. „Dieses Geschäft aufzufangen, war ein gewaltiger Kraftakt. Hinzu kamen Einbußen in Millionenhöhe aus dem Chinageschäft, das wegen des langen Lockdowns im Land nahezu zum Erliegen kam“, so Hiermaier. Spätestens hier aber habe sich die Strategie der Internationalisierung ausgezahlt. „Dadurch, dass wir in 150 Länder exportieren, haben wir eine große Risikostreuung und konnten in anderen Ländern unseren Absatz deutlich steigern“, erklärt der Liqui-Moly-Chef. Dazu zählten beispielsweise die eigenen Tochtergesellschaften im Ausland, wie in den USA (plus 70 Prozent) oder in Spanien und Portugal (plus 30 Prozent). Aber auch andere Regionen, darunter Nordafrika (plus 24 Prozent), hätten ein gutes Wachstum beschert. Die Ulmer machen nach eigener Darstellung mittlerweile rund 60 Prozent ihres Umsatzes im Export.

„Der Ertrag leidet währenddessen deutlich, aufgrund der enormen Kosten. Dass wir unter diesen katastrophalen Umständen ein Umsatzwachstum von acht Prozent auf die Beine gestellt haben, ist beachtlich. Das haben wir vor allem unseren treuen Kunden, unserer Vertriebsmannschaft und den Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion zu verdanken“, betont Günter Hiermaier.

Seinen Neustart bei Liqui Moly hatte sich der Top-Manager, der nach dem Ausscheiden von Ernst Prost seit Februar alleiniger Geschäftsführer des Ulmer Herstellers, etwas anders vorgestellt. „Ich hatte mir den Anfang in meiner neuen Rolle einfacher gewünscht.“ Die Folgen der Pandemie – Abbrechen der Lieferketten, steigende Rohstoffpreise sowie Frachtkosten – seien noch nicht überwunden gewesen und dann sei man von der nächsten Katastrophe in der Ukraine überrascht worden. Die Entscheidung, das Russlandgeschäft einzustellen, habe das Unternehmen wirtschaftlich stark getroffen. „Doch sie war richtig“, ist Hiermaier überzeugt.

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