Martin Stolle auf einer Victoria mit dem M 2 B 15 Motor („Bayern-Kleinmotor“) von BMW (ca. 1921).
Martin Stolle auf einer Victoria mit dem M 2 B 15 Motor („Bayern-Kleinmotor“) von BMW (ca. 1921). (© BMW AG)
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Ein Mann und sein Motor: 100 Jahre Boxer bei BMW
09.01.2020

1920 debütierte bei BMW ein Motor, der nicht nur half, das Unternehmen in schwierigen Zeiten über Wasser zu halten. Das Aggregat des jungen Technikers Martin Stolle begründete zugleich auch eine Ära.

Martin Stolle war ein begabter junger Techniker in der Entwicklungsabteilung von BMW und mit Begeisterung auf seinem Motorrad der britischen Marke Douglas unterwegs. Nach dem ersten Weltkrieg war seinem Arbeitgeber – wie allen deutschen Firmen – die Produktion von Flugzeugmotoren untersagt. Man hielt sich mit großvolumigen Vierzylinder-Reihenmotoren für Lkw, Traktoren und Boote über Wasser. Um die Zukunft dauerhaft zu sichern, musste ein neues Produkt her. Martin Stolle hatte die zündende Idee. Inspiriert von der Antriebseinheit seiner Douglas konstruierte er einen 500 Kubikzentimeter großen, luftgekühlten Zweizylinder-Motor mit gegenüberliegend angeordneten Brennräumen. Die schon damals als Boxermotor bekannte Bauart, bei der die Kolben stets wie im Kampf „eins gegen eins“ gegeneinander wirken, beeindruckte auf Anhieb mit hervorragender Laufruhe.

1920 wurde die Produktion des neuen Motors aufgenommen. Stolle, zum damaligen Zeitpunkt gerade 34 Jahre alt, hatte bei der Konzeption des Boxers sowohl auf Ruhe als auch auf Zuverlässigkeit gesetzt. 6,5 PS bei 4.500 U/min. sollten vorerst genügen. Unter der Verkaufsbezeichnung „Bayern-Kleinmotor“ wurde der neue Antrieb verschiedenen Motorrad-Herstellern angeboten. Und schon bald war Stolles Entwicklung in Motorrädern der Marken Helios, Bison, SMW (Stockdorfer Motoren Werke), Corona und Hoco zu finden. Zu den seinerzeit erfolgreichsten Firmen gehörten die Nürnberger Victoria-Werke, deren Modell KR 1 mit dem „Bayern-Kleinmotor“ von BMW zahlreiche Käufer fand. Mehr als 1.000 Exemplare des ersten Boxermotors von BMW kamen allein in diesem Modell zum Einsatz.

Zwei Jahre nach dem Verkaufsstart des neuen BMW-Bestsellers folgte Martin Stolle „seinem“ Motor. Er wechselte zu den Victoria-Werken, wo er an weiteren erfolgreichen Motorrad-Entwicklungen beteiligt war. In München hinterließ er nicht nur ein bahnbrechendes Motorenkonzept, sondern auch einen wegweisenden Impuls für die Zukunft des Unternehmens. Sie sollte auf zwei Rädern angesteuert werden. Die Entwicklung eines kompletten Motorrads hatte bereits begonnen. Im September 1923 wurde die BMW R 32 präsentiert – natürlich mit Boxermotor.

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