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Royal Enfield Classic 500 EFI: Eine ehrliche Haut
01.07.2017

Der hierzulande noch immer als Exot gehandelte indische Hersteller Royal Enfield baut mit der Classic 500 EFI ein klassisches, zeitlos schönes Motorrad, das man einfach gern haben muss.

Wo immer man mit der Classic vorfährt, ist einem Aufmerksamkeit gewiss. Tenor aller Kommentare: „Die sieht aber schön aus – schön klassisch!” Eine Aussage, die den Kern dieses Motorrads exakt trifft. Die Classic bleibt klassisch bis ins Extrem, verzichtet konsequent auf alles Modische und jedes sichtbare neuzeitliche Attribut des modernen Motorradbaus. Tankanzeige – no chance! Digitaltacho – was ist das? Ganganzeige – nicht mit mir! Die Classic: Das Gegenteil von Diva.

Der Hersteller besinnt sich lieber auf die Kerntugend des Motorradbaus: solides Handwerk. Blech statt Plastik, heißt die Devise – selbst bei der Verkleidung der kärglichen Rundinstrumentierung oder beim Rücklichtträger wurde gedengelt statt heißgeklebt. Die Inder geben der Classic, die wir in der neuen Farbvariante „Squadron Blue“, aber noch in der Euro 3-Konfiguration fuhren, das mit, was es zum entspannten Cruisen braucht: Einen kernig klingenden, luftgekühlten, immer mal wieder heftig vibrierenden 500-Kubik-Single mit 27 PS und 41 Nm Drehmoment, der zwar zügiges Mitschwimmen auf der Landstraße erlaubt, die Adrenalin-Abhängigkeit aber keineswegs fördert. Ein Fahrwerk, das der Röhrchen-Optik zum Trotz erstaunlich solide agiert, gute Ergonomie der Bedienteile, hervorragende Schaltung. Motorradfahren in seiner klassischen Form. Was braucht es mehr?

Unser Fazit:
Man muss sie einfach mögen, die Classic! Ihre zierliche Erscheinung, ihre 60er-Jahre-Optik, ihre einfache Mechanik, die man auf einen Blick erfasst und für deren Bedienung man keinerlei Handbuch oder Tutorial braucht, ihre solide Verarbeitung, ihr supereinfaches Handling. Da steht eine ehrliche Haut vor einem, eine, die nichts verbirgt und nichts verspricht, was sie nicht halten kann – gleichsam Blech gewordene Transparenz. Selbst die Euro 4-Hürde, die ABS, Onboard-Diagnose & Co. fordert und an der etliche große Hersteller bereits gescheitert sind, hat das Retro-Bike aus Indien inzwischen genommen. Wenn da nur nicht der hohe Neupreis von aktuell deutlich jenseits der 5.000 Euro wäre.

Technische Daten:
1-Zyl.-4 Takt-Motor, Hubraum: 499 ccm, Leistung: 27,2 PS (20,3 kW) bei 5.250 U/min., Drehmoment: 41,3 Nm bei 4.000 U/min, Fünfgang-Schaltgetriebe. Stahlrohrrahmen, hydraulische Teleskop-Gabel, Stahlschwinge. Bremsen (Euro 3-Version): Scheibenbremse 280 mm (v.), Trommelbremse (h.). Reifen: 90/90-19 (v.), 110/80-18 (h.). Gewicht vollgetankt: ca. 195 kg, Radstand: 1.370 mm, Sitzhöhe: 800 mm. Tankinhalt: 13,5 Liter, Verbrauch Ø: ca. 3,5 Liter, Reichweite: 385 km im Test. Farben/Modelle: u.a. Battle Green, Desert Storm.

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