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BMW: Operation am Herzen und Markenkern
19.09.2018

Der Boxermotor befeuert seit jeher die Zweiräder von BMW – und ist damit längst zu so etwas wie einem Identitäts- und Markenkern der Münchner Motorradbauer geworden. Noch vor INTERMOT und EICMA enthüllt der Hersteller nun eine neue Generation des wassergekühlten Top-Boxers – mit mehr Hubraum und einer variablen Ventilsteuerung. Premiere feiert das neue 1250er-Aggregat im Bestseller GS und im Reisedampfer RT.

Seit mehr als 35 Jahren implantiert BMW ein boxerndes Herz in seine Erfolgsreihen GS und RT, seit gut 25 Jahren kommen dabei auch Vierventiltechnik, eine elektronische Kraftstoffeinspritzung oder ein geregelter Katalysator zum Einsatz. Für die Motorradsaison 2019 zünden die Münchner eine neue Entwicklungsstufe bei ihrem Referenzmotor: Der Hubraum schwillt von aktuell 1.170 auf künftig 1.254 Kubikzentimeter an, Leistung und Drehmoment des Zweizylinders steigen auf exakt 100 kW (136 PS) bzw. 143 Nm – in der 1200er-Version stellte der Motor 92 kW (125 PS) bzw. 125 Nm bereit. Auch die Laufkultur des Triebwerks gerade im unteren Drehzahlbereich nahmen sich die Ingenieure nach eigenem Bekunden vor. BMW verspricht zudem bessere Emissions- und Verbrauchswerte sowie ein „besonders angenehmes Klangbild“ – was immer das auch heißen mag.

Erstmals bringt BMW beim neuen Boxer eine „ShiftCam“ genannte Technologie zum Serieneinsatz, bei der eine Variierung der Ventilsteuerzeiten und des Ventilhubs auf der Einlassseite im Mittelpunkt steht. Außerdem gestalteten die Entwickler die Einlassnockenwellen so, dass sich eine asynchrone Öffnung der beiden Einlassventile ergibt, was laut Hersteller zu einem verstärkten Drall des einströmenden Frischgases führt und eine effektivere Verbrennung bringt. Beim Antrieb der Nockenwellen setzt BMW nun eine Zahnkette statt der bisher verwendeten Rollenkette ein. Die Ingenieure spendierten dem Triebwerk überdies eine neue Ölversorgung, Zweistrahl-Einspritzventile sowie eine neue Abgasanlage.

Noch mehr „Helferlein“
Der Einzug elektronischer „Helferlein“ ins BMW-Programm schreitet munter voran. Im Zuge der Einführung des neuen Motors erheben die Bayern zwei Fahrmodi zum Serienstandard, ebenso die automatische Stabilitätskontrolle ASC (Automatic Stability Control) und einen Berg-Anfahrassistenten (Hill Start Control). Das allerdings ist noch lange nicht das Ende der (elektronischen) Fahnenstange. In der langen, aufpreispflichtigen Sonderausstattungsliste von BMW finden sich zusätzliche Fahrmodi, eine dynamische Traktionskontrolle, Pro-Versionen des ABS und der Hill Start Control sowie ein neuer dynamischer Bremsassistent namens DBC, der beim Bremsen durch einen Eingriff in die Motorsteuerung das Antriebsmoment reduziert. Dadurch werde die Bremsleistung am Hinterrad voll ausgeschöpft, das Motorrad bleibe stabil, der Bremsweg verkürze sich, verspricht BMW.

Das im Aufpreis-Katalog orderbare elektronische Fahrwerk ESA kommt im Zuge des Relaunches der GS- und RT-Reihen in einer neuen Generation. Es passt nach Herstellerangaben die Dämpfung, abhängig von Fahrzustand und Fahrmanövern, automatisch den Gegebenheiten an und gleicht zudem unterschiedliche Beladungszustände aus. Die neue R 1250 GS hat künftig ab Werk einen LED-Scheinwerfer verbaut, während die R 1250 RT noch mit herkömmlichen Halogenscheinwerfern ausgerüstet ist. Für beide Modellreihen kann gegen Aufpreis LED-Tagfahrlicht zugebucht werden. Ebenfalls als Standard ab Werk gibt es sowohl bei der R 1250 GS als auch bei der R 1250 RT künftig Konnektivitäts-Funktionen und ein TFT-Farbdisplay, bei der RT ergänzt durch Tacho und Drehzahlmesser.

Neue Farb- und Style-Varianten
Für die neue R 1250 GS hat BMW kräftig im Farbtopf gerührt und in der Basisvariante zwei neue Metallic-Farben (Cosmicblue und Blackstorm) eingeführt. Darüber hinaus gibt es die große GS als „Exclusive“ und „HP“. Für letztere ist ein spezielles Offroad-Fahrwerk mit längeren Federelementen lieferbar. Die R 1250 RT kommt ebenfalls in neuem Kleid, unter anderem in drei Farb- beziehungsweise Style-Varianten sowie zwei zusätzlichen Sonderfarben. Beim Tourendampfer fallen ein neu gestalteter Motorspoiler, ein zusätzlicher Bugspoiler sowie eine neue Rohrführung bei den Krümmern auf.

Die rückläufigen Zahlen, die BMW ausgerechnet im Zulassungsboomjahr 2018 bislang verkünden musste, wurden in der Zentrale stets mit einer großen Modelloffensive und vorlaufbedingten Produktionsengpässen begründet. Betrachtet man sich den immensen Aufwand, den BMW für die jetzt verkündete Schärfung seines Identitätskerns Boxermotor betrieben haben muss, wird dieser Rückstand zumindest ein Stück weit verständlicher. Das Minus werden die Bayern mit der neuen Motoren- und Modellgeneration aber sicher schnell wieder aufholen.

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