Branche

„Wir haben das ehrgeizige Ziel, irgendwann einmal Marktführer zu werden.“
03.02.2014

Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens kommt bei Hein Gericke eine chinesische Investorengruppe zum Zug. Sie hat bereits einen Kaufvertrag über sämtliche operativen Assets der Hein Gericke Deutschland GmbH und der zugehörigen Auslandstöchter (außer der britischen) abgeschlossen. Unter den Investoren ist mit Paul Liao der Geschäftsführer des spanischen Unternehmens Tech Design Team. Ihm gelang es in den letzten Jahren die Helmmarke LS2 erfolgreich auf den europäischen Märkten zu etablieren. Im exklusiven WoB-Interview erläutert LS2-Vertriebsleiter Rainer Hullmann die Pläne der neuen Eigentümer. Er unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass sich die freien LS2-Fachhändler keine Sorgen machen müssen.

Hallo Herr Hullmann, Hein Gericke soll künftig chinesischen Geschäftsleuten gehören. Im Zuge der Übernahme fällt auch immer wieder der Name LS2. Können Sie uns die Zusammenhänge erläutern?

Rainer Hullmann: Ich bin zwar über die Aktion informiert, kenne die Fakten aber nicht bis in alle Details. Feststeht, dass eine chinesische Investorengruppe beabsichtigt, Hein Gericke zu übernehmen und neu auszurichten. Zuvor hat diese Gruppe Paul Liao, den Chef der spanischen Firma Tech Design Team, gebeten zu prüfen, inwieweit die Übernahme erstrebenswert ist. TDT steuert seit 2007 von Spanien aus den weltweiten Vertrieb sowie die Entwicklung der Marke LS2. Paul Liao gehört der Investorengruppe an.

Weil TDT mit seinem Label LS2 auch ein großer Nutznießer der Übernahme wäre...

Hullmann: Natürlich. Wenn alles über die Bühne gegangen ist, wäre man vertriebstechnisch perfekt aufgestellt und würde den gesamten Verlauf von der Produktion bis hin zum Endverbraucher kontrollieren, zumindest was Hein Gericke angeht. Man darf dabei allerdings auch nicht vergessen, dass dieser Vertriebsweg nur einen kleinen Zweig in der gesamten LS2-Vertriebsstruktur darstellen wird.

Die freien Fachhändler dürften über die Pläne dennoch weniger glücklich sein.

Hullmann: Ich möchte zunächst einmal Paul Liao zitieren, der zu mir sagte: ‚Ich habe mir in den letzten Jahren keinen Kundenstamm von über 4.000 zufriedenen LS2-Kunden in Europa aufgebaut, um diese mit einem Hein-Gericke-Engagement zu vergraulen.‘ Insbesondere in Deutschland haben die Ketten Louis, Polo und Hein Gericke einen Marktanteil von - vorsichtig geschätzt - deutlich über 50 Prozent bei Helmen; bei Bekleidung ist dieser sicher noch höher. Hein Gericke war der Begründer dieses Vertriebskanals mit einem bis heute unverändert sehr hohen Bekanntheitsgrad. Das Unternehmen ist jedoch aktuell mit Abstand der kleinste Player in dieser Gruppe.

Was hat dies mit der dann neuen Situation der LS2-Fachhändler zu tun?

Hullmann: Wir haben das ehrgeizige Ziel, irgendwann einmal Marktführer zu werden. Das schaffen wir ausschließlich über den traditionellen Fachhandel nicht. Dieses Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Insofern nehmen wir uns das gleiche Recht wie alle unsere namhaften Wettbewerber, unsere Produkte auch über Shopketten zu vertreiben. Wir sind in diesem Moment und wahrscheinlich auch später mit Hein Gericke als Vertriebsschiene sicher nicht am Markt überrepräsentiert. Unsere Präsenz wird sich verbessern - mit einem ganz gravierenden Unterschied.

Der da wäre?

Hullmann: Wir verkaufen unsere Produkte nicht einfach an eine der Shopketten; wir haben die Kontrolle darüber, was mit unserer Ware geschieht. Welcher unserer Wettbewerber kann das von sich behaupten? Wie oft liest man in den Werbeflyern Sätze wie: ,Unsere Einkäufer waren bei XY und haben ein Schnäppchen gemacht!‘ Und dann wird ein Produkt, welches noch beim Handel zum vollen UVP in den Regalen liegt, mit einem Nachlass verkauft, der höher ist als die Marge des Händlers. Es ist klar, dass dann Frust aufkommt. LS2-Produkte werden künftig einen festen Platz in den HG-Shops einnehmen, aber nur ein Mosaikstein im Sortiment sein und mit Sicherheit in der Präsenz nicht dominierend. LS2 wird am Markt vom Handel geschätzt, weil man gutes Geld damit verdienen kann und das soll auch so bleiben.

Lesen Sie das ausführliche Exklusiv-Interview mit weiteren Informationen in der März-Ausgabe der World of Bike.

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